Heute feiert Anneliese Kramer Ihren 81. Geburtstag.
Wir gratulieren herzlich zum Freudentag.
Lebenslinien
Geboren wurde ich am 20. März 1931 als Jüngstes von 4 Kindern, des Fleischwarenfabrikanten Albert und Ida (geb. Scholtes) Braedt. In Bistritz durfte ich eine unbeschwerte, sorglose, behütete Kindheit verbringen. Ich wuchs in liebevoller Umgebung in einem großen Stadthaus auf, inmitten von Geschwistern, Cousinen und Cousins. Zuerst kam ich in den Kindergarten auf der Promenade, danach ging ich in die Schule bis zur sechsten Klasse unseres schönen evangelischen Gymnasiums.
Im September 1944 mussten wir durch das Herannahen der Front unsere Heimat verlassen. Wir landeten in Linz bei einem Jagdfreund meines Vaters. Das war eigentlich nur ein kurzes Intermezzo von etwas weniger als einem Jahr, mit einem verkürzten 7. Schuljahr für mich. Es folgte das Ende des Krieges zunächst unter amerikanischer Besatzung, die schließlich mit der Übergabe der Stadt an die Russen endete.
Jetzt drängte es meinen Vater zurück in die Heimat. Es folgte eine abenteuerliche Heimfahrt. Ausgeplündert kamen wir im August 1945 in Bistritz an. Da stellte sich heraus, dass das gesamte Vermögen meiner Eltern enteignet worden war, und wir als rechtlose, staatenlose Menschen mit den Anfeindungen einer harten, erbarmungslosen Welt fertig werden mussten.
Die deutsche Schule gab es nicht mehr und so ging ich ab 1945 in die achte Klasse des rumänischen Lyzeums. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, da ich die rumänische Sprache nicht beherrschte, besuchte ich dann 5 Jahre lang diese Schule und konnte sie 1950 mit dem Abitur abschließen. Als Tochter eines Kapitalisten wurde mir die Möglichkeit eines Studiums verweigert und so begann meine Laufbahn als Buchhalterin bei der „I.C Frimu".
1952 heiratete ich Harald Kramer. 1953 wurde unsere Tochter Iris geboren. 1956 unsere zweite Tochter Kirsten–Heide. Nachdem ich durch meine Heirat keinen kapitalistischen Namen mehr hatte, wurde ich für ein Fernstudium an der pädagogischen Hochschule in Klausenburg zugelassen. Nach deren Abschluss unterrichtete ich an der deutschen Schule in Bistritz. Das ging gut, bis wir unsere Ausreise in die Bundesrepublik beantragten. Daraufhin wurde ich fristlos entlassen und musste wieder als Buchhalterin arbeiten.
1967 zogen wir mit der gesamten Familie nach Kronstadt und ein Jahr später gelang uns die Ausreise nach Deutschland. Wir zogen nach Regensburg, wo bereits meine Eltern und meine Schwester lebten. Mein Studium wurde mir nur teilweise anerkannt, so musste ich die 2. Lehramtsprüfung nachmachen und bekam daraufhin eine feste Stelle als Beamtin.
Mit unserem Häuschen im Grünen in Wenzenbach ging unserer Wunsch nach einem Eigenheim in Erfüllung. Da leben wir seit mehr als 30 Jahren. Wir haben ein erfülltes Leben mit unseren Kindern und Enkeln.
Weiterhin pflegen wir lebhafte Beziehung zu vielen siebenbürgischen aber auch neu hin- zugekommenen Freunden. Reisen war immer unser Hobby, viel Schönes und Interessantes hat unser Wissen bereichert. Jetzt, im Alter, sind es unsere Kinder und Enkelkinder die unser Leben beglücken und erwärmen.