Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute, liebe Freunde und Freundinnen,

 

wir-noesner-siebenbuergen-winter-in-ciucasdas Jahr 2010 neigt sich langsam aber unaufhaltsam seinem Ende zu. Der erste Schnee hat sich auch schon eingestellt. In Siebenbürgen wurden früher in dieser Zeit die Vorbereitungen zum Schweineschlachten getroffen, der Wein im Keller reifte still vor sich hin. Es war eine ruhige, fröhliche Adventsstimmung, man erledigte die Weihnachtseinkäufe.

 

Die Möglichkeiten, Geschenke zu machen, waren eingeschränkt und man konzentrierte sich meistens auf praktische und notwendige Dinge. An diesen langen, dunklen Abenden ließ und lässt man auch gerne nochmals das Jahr Revue passieren. Das will auch ich nun machen.

 

 Selbstverständlich werden wir im Jahresbericht 2010 der zahlreichen wichtigen und weniger wichtigen Ereignisse des Jahres ausführlich gedenken. Heute möchte ich kurz noch einmal auf das Sachsentreffen im September 2010 in Bistritz eingehen.

 

Das 20. Sachsentreffen im September 2010 in Bistritz

Dieser Heimattag, das Siebenbürgische Sachsentreffen, war der 20. in Siebenbürgen nach der Wende. Also schon eine kleine Jubiläumsfeier. Dass diese Feier in Bistritz stattfinden sollte, war für viele Siebenbürger etwas ungewöhnlich, da dieses Treffen bisher 18 Mal in Birthälm und einmal in Hermannstadt stattfand. Der Heimattag wurde und wird vom Siebenbürgenforum mit Sitz in Hermannstadt organisiert und mit eigenen Mitteln sowie Zuschüssen aus Bukarest finanziert.

 

Schon 2007 hat das Bistritzer Deutsche Forum auf unsere Anregung hin den Wunsch geäußert, das Sachsentreffen nach Bistritz zu vergeben. Wir hatten den Vertretern des Deutschen Forums in Bistritz Unterstützung bei der Organisation zugesagt und auch Wort gehalten. Es ist uns gelungen, den Bürgermeister der Stadt Bistritz und die Stadtverwaltung für dieses Vorhaben als Partner zu gewinnen, zu begeistern, ja sogar zur großzügigen Mitfinanzierung zu überzeugen.

 

Der Kirchturmbrand 2008 hatte das sich im Dornröschenschlaf befindende Nordsiebenbürgen auf dramatische Weise wachgerüttelt. Die Bemühungen, den Brandschaden schnell zu beseitigen, haben viele Kräfte freigesetzt. Das neue Kirchendach, die neue Turmspitze, die neuen Glocken und die neue Turmuhr sind vorzeigbare Erfolge.

 

So konnten wir Nordsiebenbürger stolz unsere Landsleute aus allen Regionen Siebenbürgens sowie aus dem In- und Ausland in Bistritz empfangen. Busse aus Österreich und Deutschland mit vielen lieben Gästen trafen in Bistritz ein.

 

Über das Sachsentreffen in Bistritz hat die Siebenbürgische Zeitung ausführlich berichtet. In der nächsten Jahresausgabe von „Wir Nösner“ wird auch noch einmal alles, dokumentiert mit zahlreichen Fotos, zu sehen sein. Trotzdem möchte ich ganz kurz die Ereignisse zusammenfassen.

 

Zum Auftakt wurde am Freitag dem 140jährigen Bestehen der Ackerbauschule gedacht. Die Schulleitung des heute landwirtschaftlich ausgerichteten rumänischen Gymnasiums konnte über 400 Gäste in der zum Festraum umfunktionierten eigenen Turnhalle begrüßen. Das Kreismuseum hatte sich zum Sachsentreffen auch etwas einfallen lassen und eingeladen. Zum einen die Vernissage des Bistritzer Malers Norbert Thomae (1887 – 1977) mit einer Sonderausstellung von 54 Werken, die größtenteils aus dem Familienbesitz stammen, zum anderen eine Sonderausstellung zu dem Thema „1918 – 1948. Die Entwurzelung der Sachsen aus dem Nösnerland“.

 

In der Zwischenzeit hatten im Pavillon an der Promenade im Stadtpark die Trauner und Landshuter Trachtenkapellen zum gemütlichen Ausklang des ersten Tages aufgespielt. Auf der Terrasse des Gewerbevereins wurden bei Bier und Mici das Wiedersehen mit alten Bekannten, die man schon lange nicht mehr gesehen hatte, gefeiert.

 

Der Samstag begann mit heftigem Regen, der uns den ganzen Tag begleiten sollte. Zahlreiche prominente Gäste konnte der Bürgermeister der Stadt Bistritz im Ratssaal empfangen. Nicht nur der Vorstand des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Vertreter der Konsulate und Botschaften der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich waren angereist, sondern auch der gesamte Vorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen aus Deutschland.

 

Es folgte der Festgottesdienst in der bis auf den letzten Platz besetzten evangelischen Stadtpfarrkirche. So etwas hat es in der Nachkriegszeit in Bistritz nicht mehr gegeben. Stadtpfarrer Hans-Dieter Krauss und Dechant Johannes Halmen zelebrierten den Gottesdienst, Bischof Dr. D. Christoph Klein hielt die Festpredigt. Nach dem Gottesdienst wurden nach dem Abspielen der Staatshymnen zahlreiche Grußworte gesprochen, wobei alle Redner die Wichtigkeit eines solchen Heimattages hervorhoben und andererseits auf die Besonderheit dieses Ereignisses in Nordsiebenbürgen eingingen. Unter dem Eindruck der zahlreich anwesenden Trachtenträger und der insgesamt entspannten Atmosphäre schloss der Bürgermeister Ovidiu Creţu seine denkwürdige Ansprache mit den Worten „ heute bin auch ich ein Sachse“.

 

Der Umzug mit fünf Blaskapellen und zahlreichen Trachtengruppen aus dem In- und Ausland vom Marktplatz ausgehend über die Beutlergasse in die Holzgasse zur großen Bühne war ein besonderer Höhepunkt trotz des Dauerregens. Es folgten die mit Begeisterung von den Zuschauern verfolgten Aufführungen der Tanzgruppen auf der Bühne.

 

Im Festsaal des Gewerbevereins hatten sich zwischenzeitlich die Plätze gefüllt, um das niveauvolle Nachmittagsprogramm genießen zu können. Horst Göbbel hielt einen viel beachteten Vortrag zum Motto des Heimattages „Bildung ist Zukunft“. Peter Pastior, Vorsitzender des Sozialwerkes der Siebenbürger Sachsen, wurde mit dem Honteruspreis für sein erfolgreiches Wirken zum Segen unserer sächsischen Gemeinschaft geehrt.

 

Polizeidirektor Manfred Dachner aus Neubrandenburg und der Verfasser dieser Zeilen wurden zu Ehrenbürgern der Stadt Bistritz ernannt. Zwischendurch gab es künstlerisch hervorragend am Klavier und Geige vorgetragene musikalische Intermezzi. Ein besonderer Genuss war das Konzert des „Neuen Siebenbürgischen Orchesters“, größtenteils mit Mitgliedern der Klausenburger Philharmonie besetzt, zu Ehren der Siebenbürger Sachsen.

 

Den Abschluss des Tages erlebten wir in dem bis auf den letzten Platz mit über 550 Gästen gefüllten Festzelt mitten in der Holzgasse, auf Einladung und auf Kosten des Bürgermeisters und des Stadtrates der Stadt Bistritz. Unsere Landsleute ließen sich nach einem üppigen Buffet und guten Getränken nicht lange bitten und schwangen bei beschwingter Musik das Tanzbein bis weit nach Mitternacht.

 

Der Sonntag begann wieder mit einem Gottesdienst. Die Predigt hielt, der bei vielen noch sehr beliebte ehemalige Stadtpfarrer von Bistritz, Kurt Egon Franchy. Nach dem Gottesdienst mit Abendmahl begeisterten die Trauner Adjuvanten, die Landshuter Blaskapelle und die Nürnberger Tanzgruppe die zahlreichen Zuschauer, die zur Festbühne gekommen waren.

 

Am Nachmittag wurde aus Anlass des Sachsentreffen in der Mönchsdorfer Kirche in Anwesenheit des Staatssekretärs im Ministerrang, Vasile Timiş, eine Sonderausstellung mit moderner Malerei namhafter rumänischer Künstler eröffnet.

 

Zum Abschluss der Festlichkeiten wurde am Montag in der vollbesetzten Aula des ehemaligen evangelischen Knabengymnasiums des Schulbeginns vor 100 Jahren im neuen Gymnasialgebäude gedacht.

 

Fazit:

Es ist dem Vorstand der HOG Bistritz-Nösen e.V. gelungen, über vier Tage bei einem Heimattreffen der besonderen Art, ein äußerst niveauvolles Programm für Geist und Herz zu bieten. Wir sind froh und dankbar, dass der Vorstand des Siebenbürgenforums unseren Vorstellungen, wenn auch nicht immer voller Begeisterung, zum Umfang und Art der Organisation gefolgt ist.

 

Ich danke ausdrücklich allen, die dabei waren, insbesondere denen, die zum kulturellen Programm beigetragen haben. Ich danke den Vertretern des Bistritzer Forums, Eckehard Zaig, Thomas Hartig und Bobby Arcălean, Stadtpfarrer Krauss, Frau Kurator Kathi Borsos und nicht zuletzt Bürgermeister Creţu und seinem Team für ihren Einsatz rund um die Uhr zum Gelingen des Festes.

 

Nun ist der Bericht doch länger geworden als ursprünglich beabsichtigt, aber es ging nicht kürzer.

 

Ich möchte allen danken, die zum Gelingen der ersten Ausgabe „Wir Nösner“ im Frühjahr und zur Sonderausgabe „Wir Nösner“ anlässlich des Sachsentreffens beigetragen haben. Der zum Sachsentreffen erschienene Band kann, soweit noch nicht geschehen, käuflich zum Preis von 5,00 Euro zzgl. 1,45 Euro Versandkosten erworben werden.

 

Bestellungen sind bitte über Annemarie Wagner 0049-911-739266 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. vorzunehmen. Ebenfalls über Annemarie Wagner kann eine sehr eindrucksvolle, professionell hergestellte DVD, mit dem Titel „Die Stadtglocken“ und demnächst eine vom Bistritzer Fernsehsender TV Direkt hergestellte DVD zum Sachsentreffen bestellt werden. Die beiden DVDs kosten jeweils 10,00 Euro plus Versandkosten, wobei von jeder DVD 5,00 Euro als Spende für die Renovierung der Kirche abgegeben werden.

 

Apropos Spenden:

Als Anlage eine Aufstellung über die Kosten der Kirchenreparatur sowie deren Finanzierung. Es ist erkennbar, dass 2010 die Spendenbereitschaft deutlich nachgelassen hat. Die Mittel der HOG sind erschöpft. Lediglich die Spenden, die für die Orgel und Vitralien eingegangen sind, stehen noch zur Verfügung, da diese noch nicht eingesetzt werden konnten, weil sie zweckgebunden sind.

 

Ich bitte Sie zu überlegen, ob jetzt vor Weihnachten, in einer Zeit wo man mit Spendenaufrufen regelrecht überschüttet wird, nicht noch ein Betrag für die Aufgabenerfüllung unserer Gemeinschaft übrig geblieben ist. Wir, die HOG Bistritz-Nösen e.V. , können nur noch bei den Renovierungsarbeiten in Bistritz mitreden, wenn wir uns auch für einzelne Projekte stark machen.

 

Die Stadt Bistritz ist im Augenblick der größte Geldgeber für die Renovierungsarbeiten. Wir haben sehr viel materiell beigetragen, gar keine Frage, aber was Bürgermeister Creţu immer wieder betont, wir sind die moralische Kraft, die hinter der Renovierung der Bistritzer Kirche steht.

 

Wir motivieren und wir beaufsichtigen, was dort geschieht. Uns und unseren Landsleuten in Bistritz gegenüber fühlen sich die politischen Entscheidungsträger verpflichtet, das überlassene Erbe in Ehren zu halten.

 

Unser Spendenkonto lautet wie immer für Deutschland bei der Sparkasse Wiehl Konto-Nr. 100 36 56, BLZ 384 524 90  und für Österreich: Raiffeisenbank Salzkammergut Nord Konto-Nr. 813 35 55, BLZ 34510

 

In Kürze wird unsere HOG auch im Internet mit einer eigenen Homepage vertreten sein. Zur Zeit wird die Seite www.wir-noesner.de aufgebaut und soll demnächst als Info-Seite aber auch als Nachschlagewerk funktionieren. Schauen Sie schon mal hinein und machen Sie weitere Vorschläge, oder senden Sie Beiträge zur Veröffentlichung ein.

 

Ich wünsche allen eine besinnliche Adventszeit, ein fröhliches Weihnachtsfest und alles Gute für das kommende Jahr.

 

Ihr / Euer Hans Georg Franchy

 


 

Nachtrag

Der vorliegende Bericht war schon versandbereit, doch unvorhergesehen kam noch ein Besuch in Bistritz letzte Woche dazu. Darüber möchte ich noch kurz berichten.

 

Mit Frau Kurator Borsos war ich in der Kirche. Nachdem nun das Kirchendach rundum bis auf die Sakristei erneuert worden ist, werden Überlegungen für den Fortgang der Arbeiten angestellt. Dazu gehört das Ausräumen der sehr maroden Kirchenbänke aus dem Mittelschiff um im Inneren das Gerüst für die weiteren Arbeiten aufstellen zu können.

 

Zurzeit wird im Turm gearbeitet. Ein ungefähr drei Meter tiefes Loch wurde ausgehoben und soll als Betonblock das Fundament für den Besucherlift bilden. Die Metalltreppen und Metallzwischenböden sind in Auftrag gegeben und werden vom Bürgermeisteramt finanziert. Damit werden die vom Bürgermeisteramt für 2010 versprochenen 1.800.000,- Lei aufgebraucht sein.

 

Die Galerie des Turmes ist völlig entkernt und abgetragen wird jedoch in diesem Jahr wegen fehlender Finanzierung und witterungsbedingt nicht wiederhergestellt. 2011 soll der Turm im Inneren (einschließlich des vom Bürgermeister erwünschten Besucheraufzugs) dann fertig gestellt werden. Bis zum Dachstuhl des Turmes ist eine Druckleitung für Löschwasser gelegt worden, weitere aufwändige Brandschutzmaßnahmen sollen in Zukunft Schlimmes verhindern.

 

 Mein Besuch in Bistritz galt auch der Turmuhr, die nach der automatischen Umstellung von der Sommer auf die Winterzeit, auf drei Seiten die richtige Zeit anzeigte und auf der vierten, der Holzgasse zugewandten Seite, weiterhin die Sommerzeit anzeigte. Dies führte bei vielen Bistritzern zur Verwirrung und letztendlich spotteten die Zeitungen „die neue deutsche Uhr zeigt uns die Moskauer Uhrzeit an“. Der Schaden erwies sich als minimal, durch Erschütterung bei den Bauarbeiten hatte sich eine Mutter gelockert, durch telefonische Fernberatung aus Passau gelang es den Schaden zu beheben.

 

 Eine erfreuliche Nachricht

Die zur Stadt Bistritz gehörenden Dörfer Heidendorf, Wallendorf, Windau, Schönbirk, Pintak und Salz erhalten ihre deutsche und ungarische Bezeichnung zusätzlich zu der offiziellen rumänischen Bezeichnung auf Anregung des Vorstandes der HOG Bistritz-Nösen an den Ortseingängen zurück.

 

 Die kleine Bistritzer Kirchengemeinde bereitet sich auf das Weihnachtsfest vor. Ein Weihnachtsbasar in der Adventszeit sollte, so hofften die Kuratorin mit Ihren Helferinnen, die leere Kirchenkasse noch etwas auffüllen, um damit die Bescherung der Kinder am Weihnachtsabend zu ermöglichen.

 

Bischof Reinhart Guib

 Am 27. November 2010 wurde der Mediascher Dechant Reinhart Guib zum Bischof der Evangelischen Landeskirche Siebenbürgens gewählt und folgt damit Bischof Dr. Christoph Klein im Amt. Wir wünschen ihm Gottes Segen zu seiner verantwortungsvollen Aufgabe.


Bildmaterial & Fotos:

Motiv Winter im Ciucas Gebirge: © Brandus Dan Lucian, Dreamstime.com