Im neuen Kulturpalast
Ostermarkt 2018 in Bistritz
„Diese Art Veranstaltung ist in Siebenbürgen einzigartig“, äußerte Bischof Reinhart Guib am 24. März anlässlich des diesjährigen Ostermarktes in Bistritz. „Wo treten denn Vertreter der traditionellen siebenbürgischen Konfessionen gemeinsam auf? Nur hier in Bistritz.“
Seit 16 Jahren feiert die kleine deutsche Nösnerland-Minderheit den Ostermarkt am Samstag vor Palmsonntag. Die bunte Kulturveranstaltung wird von der Stadt Bistritz, vom städtischen Kulturpalast „George Coşbuc“, dem Demokratischen Forum der Deutschen aus dem Kreis Bistritz-Nassod und der Ev.-luth. Kirchengemeinde Bistritz gemeinsam organisiert.
Der Ostermarkt begann schon am Freitag im historischen Zentrum und im Kulturpalast , wo Händler handgefertigte bemalte Eier, Eier mit Perlen, Blumenarrangements, Kunsthandwerk, Gegenstände aus Holz, Keramik und Töpferwaren, Strickwaren, Schmuck, Ikonen, Uhren aus Holz, Kerzen in verschiedenen Formen, Blumen, Süßigkeiten, Spielzeug und andere Produkte, zum Kauf anboten.
Der Kulturteil fand diesmal aus Witterungsgründen am Samstag ab 12:00 Uhr im modernen, kürzlich neu renovierten Kulturpalast (frühes Gewerbevereinsgebäude) beim Stadtpark statt. Wie schon traditionell spielte zunächst im vollbesetzten Saal die Militärkapelle der Garnison Bistritz die Hymnen Rumäniens und Europas. Dem würdevollen musikalischen Einstieg folgte die traditionelle ökumenische Andacht, zelebriert von Bischof Reinhart Guib und Stadtpfarrer Johann Dieter Krauss, vom griechisch-katholischen Stadtpfarrer Ioan-Vasile Frişan, vom katholischen Stadtdekan Gered Péter, dem orthodoxen Protopopen Alexandru Vidican und seinem Kollegen Nicolae Feier und dem ungarischen ev.-lutherischen Pfarrer von Bistritz.
Ihre prägnanten Worte und Gebete konzentrierten sich auf das Ökumenische im Zusammenleben in der Stadt und das nahende Osterfest, das heuer die evangelischen und die katholischen Christen am 1. April und die orthodoxen Brüder und Schwestern am 8. April feier(te)n.
Im ersten Teil moderierte Direktor Prof. Dr. Dorel Cosma selber, anschließend übernahm ein Moderatorenpaar (Mihai und Doris) diese Aufgabe. In siebenbürgisch-sächsischer Tracht begrüßte Bürgermeister Cretu das Publikum und hob u.a. hervor: „Der Ostermarkt gehört zur Tradition der Stadt. Er belebt alte Werte derjenigen Menschen, die Bistritz begründet haben, ich meine die Sachsen … Ich beglückwünsche alle, die hier die sächsische Tracht anziehen, denn durch die Tracht zeigen wir unsere Liebe und unseren Respekt zu all dem, was früheren Geschlechter hier aufgebaut haben.“ Er zitierte auch aus der Mediascher Erklärung von 1919, als die Vertretung der Sachsen den Anschluss Siebenbürgens zu Großrumänien bejahten.
Nach weiteren Grußworten von Dr. Hans Franchy und Bischof Reinhart Guib
beherrschte die geräumige Bühne Musik und Tanz. Gleich zu Beginn holte das professionelle Orchster des Kulturpalastes so richtig aus und spielte einige wunderbare deutsche Weisen. Bunte Tanzeinlagen mehrerer Gruppen erfreuten anschließend Herz und Gemüt: die Tanzgruppe des Kulturpalastes „Cununa de pe Somes“ in siebenbürgisch-sächsischer Tracht (extra angefertigt für dieses Fest), die Tanzgruppen "Goldregen" aus Sächsisch Reen, "Korona" aus Kronstadt, weitere aus Hermannstadt, das schwäbische Tanzensemble "Gute Laune" aus Sathmar. Abschließend spielte erstmals am Ostermarkt die Blaskapelle aus Rodna ebenfalls deutsches Liedgut. Die genannten Gruppen aus Bistritz, Hermannstadt, Sächsisch Regen, Kronstadt, und Sathmar freuten sich über kräftigen Applaus des Publikums. Naturgemäß gab es den meisten Zuspruch, als die jüngsten Tänzerinnen und Tänzer der deutschen Abteilung der Grundschule des Liviu-Rebreanu-Kollegs unter der Leitung von Isabella Popescu ihre fein gestalteten Tänze absolvierten. Wie auch während der letzten Jahre war der Vorstand der HOG Bistritz-Nösen beim Ostermarkt vertreten, diesmal durch Dr. Hans Franchy, Heide Wellmann, Erich Kohlruss, Dr. Maria Raidel, Günter Klein mit seinem Bruder Werner und Horst Göbbel, auch um die Verbundenheit mit der Heimatregion und ihrer bescheidenen sächsischen Gemeinde zum Ausdruck zu bringen. Zugleich auch um mit den örtlichen zuständigen Partnern Vorhaben und Projekte zu besprechen. Letzteres auch im Rahmen einer gemeinsamen Versammlung mit den Vertretern der ev. Kirchengemeinde (Pfarrer Dieter Krauss und Kuratorin Kathi Borsos) und des Demokratischen Forums der Deutschen aus dem Kreis Bistritz-Nassod unter Leitung des neuen Vorsitzenden Christian Roth. Dabei waren diesmal aus entsprechendem Anlass aus Hermannstadt auch Bischof Reinhart Guib, Hauptanwalt Friedrich Gunesch und Landeskirchenkurator Prof. Friedrich Philippi sowie Bürgermeister Ovidiu Cretu. Dabei wurde nach einer umfassenden Bestandsaufnahme bisher zustande gekommener Projekte über gemeinsame Vorhaben und Fragen der Sicherung des deutschen Kulturerbes in Bistritz und in Nordsiebenbürgen umfassend debattiert. Insbesondere die anstehende kostspielige Sanierung des Gebäudes des früheren ev. Gymnasiums, heute Nationalkolleg „Liviu Rebreanu“, und die Fortführung der Arbeiten an der Restaurierung der ev. Stadtpfarrkirche und die Durchführung des geplanten Sachsentreffens 2019 in Bistritz (500 Jahre seit der Fertiggestellung des Turms der ev. Stadtpfarrkirche in der heutigen Form) waren zentrale Themen. Erwähnenswert ist auch die Präsentation zweier Neuerscheinungen in Bistritz im Rahmen des Ostermarktes: Am 22. März wurde im Deutschen zentrum im Goldschmiedehaus das historische Lehrbuch zur Stadtgeschichte „Kultur und Zivilisation in Bistritz“ für die gymnasiale Stufe vorgestellt (Mitautor neben Vasile Duda und Dr. Corneliu Gaiu auch Günter Klein), am 25. März der Band „Vom Gewerbeverein zum Kulturpalast“ (hier hat auch Dr. Hans Franchy mitgewirkt)
Horst Göbbel
Tänzerinnen und Tänzer der vierten und fünften Klassen mit ihrer Leiterin Isabella Popescu – Foto: Horst Göbbel
Die Geistlichen der vier traditionellen Konfessionen Johann Dieter Krauss (ev. Stadtpfarrer), Ioan-Vasile Frişan (griechisch- katholischer Stadtpfarrer), Gered Péter (katholischer Stadtdekan) Alexandru Vidican (rum. orthodoxer Protopope) beim gemeinsamen (dreisprachigen) Vaterunser – Foto: Pál