Ostern 2018 Eine verspätete Osterbotschaft unseres ehemaligen Bistritzer Pfarrer's Mathias Stieger, die nicht nur zu Ostern Gültigkeit hat.

Ostern setzt in Bewegung

 

Wir sind eine mobile Gesellschaft und reisen gerne. Wenn wir den Himmel betrachten und die vielen Flugzeuge sehen oder hören, die Tag und Nacht hin und her fliegen, deren Bahnen sichtbar werden, sich kreuzen und wieder verschwinden, wenn wir über den Fernpass fahren und den vielen Autos begegnen, die hin und her fahren, wenn wir mit dem Rad auf bekannten Radwegen unterwegs sind, beobachten wir nicht nur den Verkehr, sondern sind Teil dieser mobilen Gesellschaft, auch dann, wenn wir manchmal darüber klagen, dass viel zu viel Verkehr sei.

Jeder sucht ein ruhiges Plätzchen in dieser Welt, sei es die Wohnung oder der Urlaub, aber ohne Auto will doch kaum einer leben. Es gibt Menschen, die sogar weite Kaffeefahrten machen, weil das ein Vergnügen für sie ist. Für ältere Menschen, die von Jugend auf mit dem Auto unterwegs waren, ist es oft ganz schlimm, wenn sie dieses nicht mehr können oder sogar den Führerschein abgeben müssen.
Viele Menschen sind laufend unterwegs. Joggen ist "in". Das ist gut so. Wir lassen uns Hüft- und Kniegelenke einsetzen, um möglichst lang und schmerzfrei mobil sein zu können. Das ist gut so.
Von Mobilität und laufenden Menschen erzählt auch die Ostergeschichte aus dem Johannisevangelium. "Am Tag nach dem Sabbat kam Maria aus Magdala in aller Frühe zum Grab, als es noch dunkel war. Sie sah, dass der Stein vom Eingang des Grabes entfernt war. Da lief sie zu Simon Petrus und zu dem Jünger, den Jesus besonders lieb hatte, und berichtete ihnen: »Sie haben den Herrn aus dem Grab genommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben!« Petrus und der andere Jünger machten sich auf den Weg zum Grab. Sie liefen miteinander los, aber der andere Jünger lief schneller als Petrus und war als Erster am Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, aber er ging nicht hinein. Als Simon Petrus nachkam, ging er sofort in die Grabkammer. Er sah die Leinenbinden und das Tuch, mit dem sie Jesus das Gesicht bedeckt hatten. Dieses Tuch lag nicht bei den Binden, sondern war getrennt davon zusammengelegt. Nun ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst am Grab angekommen war. Er sah alles und kam zum Glauben. Denn sie hatten die Heiligen Schriften noch nicht verstanden, in denen doch steht, dass Jesus vom Tod auferstehen muss. Danach gingen die beiden Jünger nach Hause zurück." (Evangelium nach Johannes, Kapitel 20)
Drei Menschen wurden am ersten Ostertag der Christenheit in Bewegung gesetzt. Maria Magdalena ist Eine von den Dreien. Wahrscheinlich aus Magdala stammend, deshalb auch ihr Name "Magdalena", eine Jüngerin Jesu, hat ihren Rabbi begleitet, beweint und wahrscheinlich auch gesalbt. Sie hat ihn weder verraten wie Judas, noch verleugnet, wie Petrus. Eigentlich hätte Jesus zu ihr und nicht zu Petrus sagen müssen "Du bist Maria; und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen! Nicht einmal die Macht des Todes wird sie vernichten können. Ich werde dir die Schlüssel zu Gottes neuer Welt geben. Was du hier auf der Erde für verbindlich erklären wirst, das wird auch vor Gott verbindlich sein; und was du hier für nicht verbindlich erklären wirst, das wird auch vor Gott nicht verbindlich sein." Es sollte aber anders kommen. Es gibt einen "Stuhl Petri" aber keinen " Stuhl Maria Magdalena". Wie dem es auch sei mit den "Stühlen" und "Thronen" dieser Welt, Maria Magdalena wird als Erste genannt, die vom Ostergeschehen in Bewegung gesetzt wurde. Fast verstört läuft sie weg vom Grab, stürmt mit ihrer Nachricht eine Behausung im Morgengrauen und setzt zwei Männer, zwei Jünger Jesu, Petrus und Johannes, in Bewegung. Die beiden laufen "um die Wette". Obwohl der Jüngere als Erster am Grab ist, soll der Tradition Genüge getan werden. Petrus betritt als Erster das Grab. Von dem Jüngeren erzählt das Evangelium "Er sah alles und kam zum Glauben".
Wem würde was abgehen, wenn Ostern nicht mehr gefeiert würde? Den Schülern und Lehrern die Osterferien, der Industrie, die Süßigkeiten herstellt, inklusiv die Schokohasen, die bald nach Weihnachten in den Läden zu finden sind, den Schiliften und dem Tourismus im allgemeinen, die am Ende der Saison noch mit einem guten Geschäft rechnen, den Fluglinien und Tankstellen.......?
Ostern will uns bewegen. Aufbrechen sollen wir hin, wo sich Christen und Christinnen treffen, sei es eine christliche Megaveranstaltung, der vertraute Hausbibelkreis, seelsorgerliche Gespräche oder der Gottesdienst. Viele Christen und Christinnen, Haupt-und Ehrenamtliche, lassen sich von Ostern begeistern, um auch andere in diesen Tagen zu bewegen, die eigenen Gemeindeglieder und die Urlauber, die vielleicht auch den Weg zur Kirche finden.
Gerne reisen wir und besuchen christliche Stätten, sei es in Israel, in Rom und Assisi, in Wittenberg und auf dem Berg Athos oder in sonstigen Klöstern. Pilgerwege laden Menschen ein, sich gemeinsam oder alleine "auf den Weg" zu machen, Schiffsreisen werden angeboten, die einen christlichen Hintergrund haben. Berggottesdienste werden in den Sommermonaten gefeiert.
Ostern bewegt. Ostern lässt uns nicht kalt. Ostern berührt und lässt uns singen: "Kommt, atmet auf, ihr sollt leben" und das nicht nur zu Ostern. Die Auferstehung Jesu hat damals Maria Magdalena und die beiden Jünger in Bewegung gesetzt. Von ihnen wollen wir uns anstecken lassen und uns auf den Weg zu Christus machen, der uns entgegen kommt.

Mag. Mathias Stieger
Pfarrer