„Das war rundum ein freudiges Erleben, dieses Treffen“, bemerkte ein Teilnehmer kurz nach Mitternacht, als er mit seiner Frau den Saal verließ. Es ging um das Nordsiebenbürger Treffen 2015 am 24. Oktober im Gesellschaftshaus Gartenstadt. Dieses wurde von der stärksten Heimatortsgemeinschaft, der HOG Bistritz-Nösen veranstaltet, in deren Vorstand eine große Zahl von Vertretern der nordsiebenbürgischen Heimatortsgemeinschaften vertreten ist.
Sein Verlauf bestärkt uns in der Auffassung, dass diese Art von Treffen, an denen Landsleute aus allen Gemeinden des Nösnerlandes und des Reener Ländchens teilnehmen können, nachdem einige Heimatortsgemeinschaften zu klein sind, um eigene Treffen zu organisieren, richtig und zukunftsweisend ist. Neben der ortsgebundenen bekommt damit auch die regional geprägte nordsiebenbürgische Identität neue Impulse. Im Rahmen des Treffens gab es Möglichkeiten, auch aktuelle Belange und Vorhaben einzelner HOGs im kleinen Kreise zu besprechen.
Das Treffen begann traditionell mit der Mitgliederversammlung der HOG Bistritz-Nösen. Der Vorsitzende Dr. Hans Georg Franchy begrüßte neben dem Ehrenvorsitzenden Dr. Fritz Frank einige Ehrengäste: George Avram, Stellv. Bürgermeister Bistritz, Stadtpfarrer Hans Dieter Krauss, Frau Kurator Katharina Borsos mit Ehemann, Manfred Schuller, Landesobmann Oberösterreich, Rainer Lehni, Stellv. Bundesvorsitzender und Landesvorsitzender Nordrhein-Westfalen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Inge Alzner, Kreisverbandsvorsitzende Nürnberg, Horst Göbbel, Regionalgruppensprecher Nordsiebenbürgen. Nach dem Totengedenken und den Grußworten ging Dr. Franchy in seinem ausführlichen, mit Bildern untermalten Bericht zunächst auf das Jubiläum des zehnjährigen Bestehens der 2005 neu gegründeten HOG Bistitz-Nösen. Dabei ziehen die Mitglieder eine positive Bilanz. Die 2005 vom Vorstand mit großer Euphorie angegangene Aufgabenerledigung bekam schon mit dem Brand des Kirchturmes und des Kirchendaches 2008 einen riesigen Dämpfer. Und wenn man damals dachte “nun ist alles vorbei“ wurde man eines Besseren belehrt. Die Stadtverwaltung in Bistritz mit dem emsigen Bürgermeister Teodor Ovidiu Crețu und der Vorstand der HOG Bistritz-Nösen machten einen ungeahnten Schulterschluss und es wurden Lösungen gefunden zur Beseitigung des Brandschadens, ja noch mehr, eine Gesamtrenovierung der Kirche und des Turmes steht theoretisch vor ihrem Abschluss. Wer hätte das 2008 gedacht? Wesentlich dabei ist, dass die heutige Bistritzer Bevölkerung (ca. 75.000, davon über 90% Rumänen und ca. 240 Evangelische) erkannt hat, welch wertvolles von den Sachsen hinterlassenes Kulturerbe mitten in ihrer Stadt steht und die Erhaltung dessen zu ihrer ureigenen Aufgabe gemacht. Eine für viele bedrohte Kirchenburgen im Süden des Landes eine nachahmenswerte Erkenntnis. Es folgte der Finanzbericht, der Kassenprüfungsbericht, die Entlastung des Vorstandes, der Haushaltsplan, eine Satzungsanpassung und die Vorstandswahl, zügig geleitet von Rainer Lehni. Ergebnis:
Vorsitzender Dr. Hans Georg Franchy, 1. Stellvertr. Vorsitzender Horst Göbbel, 2. Stellvertr. Vorsitzende Heide Wellmann, Kassenwart Johann Steger, Schriftführerin Annemarie Wagner
Beisitzer: Inge Alzner, Hildegard Steger, Inge Roth, Ortrun Franchy, Dr. Maria Raidel, Ingrid Schuller, Katharina Borsos, Henriette Kuales, Eugen Johann Hann, Günter Klein, Gerhard Adam, Roswitta Porth, Elisabeth Hoos und Dr. Alfred Theil. Kassenprüfer: Jürgen Schneider und Manfred Schuller, Ersatzkassenprüfer Dr. Reinhard Göbbel und Martin Bidner. Im Anschluss an die Wahl (und später beim Fest) stellte Horst Göbbel das Buch „Wir Nösner 2015“ vor. Die Versammlung beschloss eine Spende von 1.000,00 EURO für das Kulturzentrum Schloss Horneck, Manfred Schuller lobte die Aktivitäten der HOG und beklagte mit Recht den hohen Altersdurchschnitt des Vorstands, Erich Kohlruss führte in die Bilderausstellung Gustav Gross (aus Treppen, Schüler von Norbert Thomae) ein, später auch bei der Feier, Dr. Franchy appellierte an alle, das Symposium zum Nösnerland in Bad Kissingen bei dem mit inländischen und ausländischen Referenten vom 21. bis 23. November die Geschichte und Kultur der Stadt Bistritz und des Nösnerlandes beleuchtet werden sollen, zu besuchen.
Die gemeinsame Feier der Nordsiebenbürger Sachsen im Anschluss an die Mitgliederversammlung begann mit einem Gottesdienst nach siebenbürgischer Tradition in der nahegelegenen Emmaus-Kirche. Die über 200 Kirchgänger gingen nach der eindrucksvollen Predigt des Bistritzer Stadpfarrers Johann-Dieter Krauss gestärkt im Glauben aber auch mit dem Bewusstsein, als Siebenbürger Sachsen dabei zu sein, die ihrer Herkunft und Tradition bewusst sind, zum gemütlichen Teil über. Nach der sinnigen Begrüßung der Gäste durch Inge Alzner, Dr. Hans Franchy und Horst Göbbel wurde die Ausstellung von Gustav Gross gewürdigt. Der mit Ehegattin anwesende stellvertretende Bürgermeister George Avram war von der Veranstaltung beeindruckt, er überbrachte die Grüße des kurzfristig erkrankten Bürgermeisters Ovidiu Crețu, bekannte sich zur Bewahrung des deutschen Kulturerbes der Stadt, wünschte allen Teilnehmern in seinem Grußwort alles Gute und lud ein, die alte Heimat zu besuchen, so oft sich Gelegenheit dazu bietet. Bistritz und die Heimatdörfer erwarten alle mit offenen Armen. Nach einem humorvollen Zwischenstopp – Dr. Fritz Frank trug aus den Nisner Matn im Nösner Dialekt vor – folgte einer der absoluten Höhepunkte des Treffens: Der jugendhafte, sehr begeisternde Auftritt der Nösner Jugendtanzgruppe, geleitet von Inge Alzner und Hanna Schuller. Ihr Auftritt, Ihre Gesichter, ihre Bewegungen, ihre Trachten, ihre Hingabe, ihre Ausstrahlung waren bezaubernd. Dass uns die Musikband „Magic Duo“ anschließend zum Tanz durch den Abend bestens begleitet hat und die Organisation des Treffens von Annemarie Wagner mit ihrem Team (neben den leckeren Speisen im Lokal und den siebenbürgischen Kuchensortiment der Bäckerei Ludwig) hochklassig war, sei unbedingt hinzugefügt. Danke.
Dr. Hans Georg Franchy / Horst Göbbel