Die Anfänge der Basilika im Zentrum der Stadt Bistritz können jenen Jahrhunderten zugeordnet werden, in denen die Christen es verstanden, sich eine Zukunft aufzubauen, die im Zeichen grundlegender Werte der Menschheit stand. Die steinernen Mauern dieser Kirche waren sowohl Zeuge der Gottesfurcht als auch der Kriege, die die Menschen ausfochten. Sie haben die Konflikte zwischen Orthodoxen und Katholiken gekannt und beherbergten später die Streitgespräche der Lutheraner oder der Calvinisten. All jene aber, die durch den Schatten des alten Bauwerks schritten, blieben nicht gleichgültig und dachten daran, selbst wenn es nur für einen Augenblick war, dass es nur einen Gott gibt, und dass wir Menschen nur dann miteinander auskommen werden, wenn wir es verstehen, Jahr für Jahr besser zu sein, dass heißt die vorhergehenden Generationen an Humanität zu übertreffen.
Heute, 450 Jahre nach der letzten umfangreichen Umgestaltung der Kirche, die unter der Leitung des Meisters Petrus, eines Italieners aus Lugano, stattfand, betrachten wir diese Kirche mehr als Museum und weniger als religiöse Stätte. Im dritten Jahrtausend muss die Religion einer Gemeinschaft die Kultur und der gegenseitige Respekt für die ererbten Werte sein. Dies sind die Prinzipien, von denen sich eine jahrhundertealte Stadt leiten lassen muss, eine Stadt, in der Menschen unterschiedlicher Sprache gemeinsam Dinge erbaut haben, aber auch gelernt haben, unsere Stadt als gemeinsame Heimstätte zu betrachten.
Heutzutage ist dieses Bauwerk für uns ein Haus der Verständigung und ein Symbol der Kraft unserer Gemeinschaft, einer Kraft, deren Stärke sich nicht in der Dicke und Widerstandskraft ihrer Mauern ermessen lässt, sondern in dem Ideal eines Bewußtseins, dass sich in den Himmel erhebt. Wir besitzen den höchsten mittelalterlichen Turm Siebenbürgens, wird es uns gelingen, auch ein ähnlich hohes Bewußtsein zu erlangen? Wird es uns, den Menschen von heute, gelingen, für den morgigen Augenblick zu denken? Wird es uns gelingen, zukünftigen Generationen diese Grundlage des Bewußtseins und des Vertrauens zu vermitteln, die Kraft der Gemeinschaft, deren Teil man ist?
Ich vertraue darauf, dass wir, die Bistritzer Bürger des Jahres 2013, in die Geschichte der Generationen dieser Stadt als jene Generation eingehen, der es gelungen ist, das kulturelle Wahrzeichen dieser von der Geschichte schwer geforderten Stadt wieder aufzubauen und ich vertraue darauf, dass diese Museums-Kirche auf dem Marktplatz es schaffen wird, unter ihrem Gewölbe stets alle Einwohner zu vereinen, die in dieser alten - an der östlichen Pforte Siebenbürgens gelegenen Sachsenburg – wohnen.
Ovidiu Teodor Crețu
Bürgermeister des Munizipiums Bistritz