10 Jahre Ostermarkt des Demokratischen Forums der Deutschen in Bistritz waren am 31. März 2012 ein naturgemäß guter Anlass ein großes Jubiläum mit vielfältigen Veranstaltungen und kulturellen Darbietungen zu feiern.
2012 engagierte sich dabei die Stadtverwaltung unter Leitung von Bürgermeister Ovidiu Teodor Creţu in besonderem Maße mit ihren personellen und infrastrukturellen Ressourcen, sowie beträchtlichen finanziellen Mitteln. Es wurde es ein großes Fest mit hochrangigen Gästen und wertvollen Höhepunkten.
Traditionell begann der Ostermarkt mit einem besonders feierlichen Festgottesdienst in der Evangelischen Stadtpfarrkirche mit Landesbischof Reinhart Guib als Prediger (zweisprachig!) und Stadtpfarrer Johann Dieter Krauss als Liturg.
Nach dem bunten Aufmarsch der Kulturgruppen unter Führung der örtlichen Regimentsblaskapelle, die auch die rumänische, die deutsche und österreichische Hymne spielte, begrüßten Dr. Dorel Cosma, Kulturdirektor der Stadt Bistritz und Eckehardt Zaig, Forumsvorsitzender des Nösnerlandes, auf der Zentralbühne in der Fußgängerzone nach dem Festgottesdienst in der Evangelischen Stadtpfarrkirche unseren Landesbischof Reinhart Guib, Michael Schwartzinger, Botschafter der Republik Österreich in Bukarest, Alfred Johannis vom Deutschen Generalkonsulat in Hermannstadt, Udo Pusching, Vertreter der Kärntner Landesregierung, Benjamin Józsa, Geschäftsführer des Demokratisches Forum der Deutschen in Siebenbürgen, Dr. Hans-Georg Franchy, Vorsitzender der HOG Bistritz-Nösen und Ehrenbürger der Stadt Bistritz mit seinen Vorstandskollegen Horst Göbbel und Michael Weihrauch, Stadtpfarrer Johann Dieter Krauss, Thomas Hartig, Geschäftsführer des örtlichen Deutschen Forums.
Den ganzen Tag über wurden in der Fußgängerzone verschiedenste Produkte der Volkskunst mit Bezug zu den nahenden Osterfeiertagen angeboten. Am Ende einer traditionellen, erhebenden ökumenischen Andacht mit dem griechisch-orthodoxen, dem katholischen, dem griechisch-katholischen, einem freikirchlichen Seelsorger und unserem Bischof Reinhart Guib sprachen die Geistlichen mit den vielen Anwesenden gemeinsam das Vaterunser in rumänischer, ungarischer und deutscher Sprache.
In den Grußworten einiger Ehrengäste wurde die Freude, dem Jubiläum beiwohnen zu dürfen, deutlich zum Ausdruck gebracht. Die österreichischen und deutschen Vertreter lobten zusätzlich die grenzüberschreitende Begegnung und die Weiterführung deutscher Traditionen in Bistritz, Dr. Hans Franchy hob den großen Umfang der Feier bei dem kleinen Potenzial der wenigen hier noch lebenden Sachsen hervor, Bürgermeister Ovidiu Creţu – er trat aus Anlass dieses sächsischen Festes in sächsischer Tracht auf - begann sein Grußwort deutsch und sagte: „Herzlich willkommen zu Hause, liebe Freunde".
Nachdem er den Beitrag der Deutschen am kulturellen Leben der Stadt und den Einsatz des Forums hervorgehoben hatte, rief er den Anwesenden zu: „Heute ist Bistritz eine sächsische Stadt. Wir sind heute hier alle Sachsen. Die Sachsen haben hier eine unsterbliche Kultur geschaffen. Mit dem neuen Aufzug, eben von Bischof Reihardt Guib eingeweiht, ist die ev. Kirche die einzige Kirche zwischen Moskau und Wien mit einem Aufzug."
Anschließend überreichte er den Ehrengästen das neue städtische Maskottchen, das einen gekrönten Strauß mit goldenem Hufeisen im Schnabel aus dem alten sächsischen Wappen der Stadt Bistritz darstellt.
Der kulturelle Teil des Festes umfasste nach dem Aufmarsch der Blaskapelle „Harmonie" des Deutschen Forums Bistritz, der sächsischen Tanzgruppe „Regenbogen" (Bistritz), diejenigen aus Sächsisch Regen, aus Neumarkt und Schäßburg, den Chor „Edelweiß" aus Câmpulung Moldovenesc, das „Duo Zwei" aus Bacău, eine Musikband des Deutschen Staatstheaters aus Temeswar, das musikalische Ensemble „Sincron" und die „Burgtrommler" des Städtischen Kulturzentrums Bistritz – alle mit variationsreichen musikalischen und tänzerischen Auftritten.
Ausstellung Florian Coşoiu: Sächsische Kirchenburgen und Traditionen
In einem riesigen Zelt eröffnete Dr. Dorel Cosma in rumänischer und deutscher Sprache eine Ausstellung von Florin Coşoiu unter dem Titel „Sächsische Kirchenburgen und Traditionen". Gegenüber der Fotoausstellung präsentierte das örtliche Landwirtschaftliche Bildungszentrum (hervorgegangen aus der ersten sächsischen Ackerbauschule in Siebenbürgen von 1870) raffiniert arrangierte traditionelle kulinarische Produkte aus den einzelnen Gegenden des Kreises Bistritz-Nassod. Bürgermeister Creţu und Bischof Guib arbeiteten sich mit ihren Begleitern nur langsam durch die Schlemmermeile.
Ausstellung Hermine & Toni Pall: Siebenbürgen - süße Heimat
In der "ART Galerie" eröffnete Thomas Hartig eine respektable Fotoausstellung „Siebenbürgen – süße Heimat" von Hermine und Toni Pall aus Tekendorf. Er erinnerte dabei daran, dass es falsch sei, „von der sächsischen Gemeinschaft in der Vergangenheit zu sprechen. Wir sind noch hier, wir existieren noch als ca. 500 Menschen." Dem sehr talentierten Fotografen Toni Pál sind vortreffliche Portraits der zur Zeit ältesten Siebenbürger Sachsen in ihren Wohnungen, in ihrem Alltag, mit ihren Erzählungen über vergangene Zeiten, mit ihrem Festhalten an der geliebten siebenbürgischen Heimat gelungen.
Buchpräsentation im Kreismuseum: Das vorindustrielle und industrielle Erbe Rumäniens
Das Kreismuseum bot aus Anlass des Ostermarktes noch zwei besondere Leckerbissen im Raum „Schätze": Unter der Koordination von Prof. Dr. Cornel Gaiu wurden zwei bahnbrechende Bände in rumänischer Sprache von Dr. Volker Wollmann (ehemaliger Leiter des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim) zum Thema „Das vorindustrielle und industrielle Erbe Rumäniens" („Patrimoniul preindustrial şi industrial din România"), erschienen im Honterus-Verlag Hermannstadt in feierlichem Rahmen vorgestellt.
Ebenso präsentierte der Rotary-Club Bistritz-Nosa ein zu einem erfolgreichen Ende geführten Restaurationsprojekt eines sehr wertvollen Kirchengestühls von 1508 aus der Stadtpfarrkirche (dazu ein Sonderbeitrag).
→ Bildergalerie von Michael Weihrauch, Nürnberg
→ Bildergalerie Ostermarktevent von Michael Weihrauch, Nürnberg
Autor: Horst Göbbel
Bilder: © Michael Weihrauch, Nürnberg