Liebe Landsleute, liebe Freunde,

liebe Schwestern und Brüder in Christus!

 

Wenn die Tage kürzer werden und die Nächte immer länger, dann leiden viele Menschen unter Depressionen. Die künstlichen Lichter, die wir uns dann anzünden, vermögen die Strahlen der Sonne nicht zu ersetzen, bleiben Funzeln, wie hell sie auch scheinen mögen. Schatten der Vergangenheit holen uns dann ein, Schatten der Sünde und Irrwege unseres Lebens fallen dann auf unseren Weg und wollen uns ins Dunkle ziehen.

 

Sie haben eine Kraft, die wir nicht unterschätzen dürfen und gegen die schwer anzukämpfen ist mit unserer so kleinen Kraft. Vielleicht umgeben wir uns zu sehr mit den Funzeln unserer Machbarkeiten und vergessen die eine und wahre Quelle des Lichtes in unserem Leben, die ganz unabhängig von uns leuchtet, die aber uns zu ihrem erklärten Ziel hat, trotz oder geradezu wegen unserer Sünde, unserer Trennung von Gott, trotz und geradezu wegen unserer Irrwege, auf denen wir unsere Nächsten verletzen, ihnen wehtun und an ihnen schuldig werden.

 

Gott will im Dunkel wohnen

Und hat es doch erhellt.

Als wollte er belohnen,

so richtet er die Welt.

Der sich den Erdkreis baute,

der läßt den Sünder nicht.

Wer hier dem Sohn vertraute,

kommt dort aus dem Gericht

 

... so singt Jochen Klepper in seinem wunderschönen Adventslied.

 

Evangelische Kirche Bistritz - Altar PredellaDie Predella des Altars in der Bistritzer Stadtpfarrkirche zeigt eine denkwürdige Darstellung der Geburt Christi. Das Bild ist durch den Kerzenruss, den Staub und die unsachgemäße Behandlung vergangener Jahrhunderte nur noch schwer auszumachen.

 

 

Die Szene ist in tiefes Dunkel gehüllt.

Vom Kind auf seinem Strohlager in der Mitte des Bildes geht aber ein heller Schein aus, der auf den Angesichtern der Gestalten um es herum einen Wiederschein erzeugt, der nicht von dieser Welt ist. Großes Erstaunen zeigt sich auf ihren Gesichtern, das Erstaunen über das Handeln Gottes an ihnen, der sie nicht einfach ihrer Finsternis überlässt, sondern in der Hilflosigkeit eines kleinen Kindes seine Kraft und Macht offenbart.

 

Es scheint dieses Bild davon zu erzählen, dass Gott uns nicht der Finsternis dieser Welt überlassen hat, uns auch nicht dem trügerischen Licht der Funzeln, die wir selber abzünden und mit denen wir uns umgeben, überlässt, sondern in unserer Mitte einen Widerschein seiner Herrlichkeit aufleuchten lässt, seiner Herrlichkeit, die allein unsere Finsternisse durchbrechen kann und dem wahren Licht zum Durchbruch vehelfen kann, das dann unser ganzes Leben erfassen kann und will.

 

Wenn wir uns diesem Licht zuwenden, uns in seinen Schein stellen lassen, kann es um uns noch so dunkel sein – in uns leuchtet dann das Licht der Gotteshuld auf und erfüllt uns mit seiner lebensspendenden Helligkeit.

 

Die Finsternisse unserer Welt werden dann nicht mit einem Mal weichen. Das Bild bleibt in Dunkel gehüllt. Aber wir werden dann zum Spiegel seiner Lichtkraft, die in uns aufleuchtet und andere zu seinem Licht zu führen vermag.

 

Das haben wir Bistritzer auch in diesem vierten Jahr seit dem Brand unserer Stadtpfarrkirche erfahren. Gott hat sich zu uns gesellt. Er hat nicht große Scheinwerfer unter uns angezündet, sondern kleine Lichter der Hoffnung immer wieder aufleuchten lassen, die uns jeweils ein kleines Stück des Weges in die Zukunft ausleuchten.

 

Und das möchte auch ich Euch allen bezeugen. In die vielerlei Finsternisse meines leidgeprüften Lebens hat Gott einen kleinen Schein seines Lichtes leuchten lassen. Er hat mein Leben nicht in hellem Schein aufleuchten lassen. Aber er hat ein kleines Licht der Hoffnung mitten in den Unwegsamkeiten meines Lebens aufleuchten lassen, das nicht aus mir kommt, sondern in Ihm seinen Ursprung hat.

 

„Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht!"

Das ist frohe Botschaft mitten in den düsteren Farben, die Zukunftsprognostiker unserer Zeit malen und die die Verzweiflungen und das Scheitern in unserem Leben und vormalen. Laßt uns gleich den Hirten vom Feld bei Bethlehem zu diesem Licht pilgern und uns seinem Schein aussetzen, dann wird es unser Leben mit einem Schein erfüllen, den wir ihm nicht geben können. Und dann wird dieses Wunder auch in unserem Leben zur erlebten Wirklichkeit;

 

„Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht!"

 

Gesegnete und glückliche Weihnachten!

Möge das Licht des fleischgewordenen Heilands Euch alle mit seinem Schein erfüllen!

Aus Bistritz grüßt Euch alle in Nah und Fern

 

Stadtpfarrer Johann Dieter Krauss

mit seinem Sohn Benjamin