Symbolträchtige Objekte

Zunftfahnen sind in Bistritz zu hohen Ehren gelangt. Sie wurden in der Evangelischen Stadtpfarrkirche an zentraler Stelle im Mittelschiff gut sichtbar an den Mittelwänden unterhalb der Galerie angebracht und erhöhten den festlichen Eindruck dieses zentralen Gotteshauses der Stadt.


Zunftfahnen sind Symbole. In diesem Fall Symbole für gut organisierte Berufsgemeinschaften vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein. Auch diese Symbole sind mit ihren unverwechselbaren Erkennungsmerkmalen gewichtige Bedeutungsträger.
Viele Berufsgruppen benutzen Symbole aus Tradition um einen Wiedererkennungseffekt zu erzeugen. Der Äskulapstab etwa aus dem dritten Jahrhundert vor Christus weist auf ärztliche und pharmazeutische Berufe hin. Schlägel und Eisen symbolisieren den Bergbau.
 
Schon in frühesten Zeiten war es Brauch, dass z. B. die Krieger und besonders die Heerführer der Völker Babylons, Persiens und Chinas auf ihre Schilde und Fahnen verschiedene Zeichen und Figuren als Unterscheidungsmerkmale setzten. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich in verschiedenen Kulturen strenge Farb- und Figurenregeln, um ein Symbol eindeutig erkennbar zu machen.

Eine Fahne ist ein ein- oder mehrfarbiges, leeres oder mit Bildern oder Symbolen versehenes, meist rechteckiges Stück Tuch, das an einem Fahnenmast oder einem Fahnenstock meist mit verzierter Spitze befestigt ist und stellvertretend eine Gemeinschaft kennzeichnet: z. B. Zunftfahne, Vereinsfahne, Kirchenfahne, Truppenfahne

Eine Fahne ist eine abstrakte zweidimensionale Anordnung von Farben, Flächen und Zeichen. Fahnen dienen der visuellen Übertragung von Informationen, ursprünglich über eine größere Distanz, wie von Schiff zu Schiff. Im Falle von Zunftfahnen dient sie der Markierung der Zugehörigkeit beziehungsweise der Vertretung von bestimmten beruflichen Gemeinschaften und Körperschaften.
Eine Fahne im engeren Sinne ist immer ein Unikat, sie ist ein für einen bestimmten Verwendungszweck hergestelltes Einzelstück. Die Fahne gelangte manchmal in den Rang eines Heiligtums (der Fahneneid beispielsweise symbolisierte Ehre und Treue, Fahnenflucht ein schweres Vergehen eines Soldaten) und wurde sowohl kirchlich geweiht als auch an besonderer Stelle aufbewahrt bzw. nur zu besonderen Anlässen gezeigt. Als Fahnenträger wurden nur ausgesuchte Personen eingesetzt. Bei kirchlichen Prozessionen spielen Fahnen traditionell eine große Rolle. In der Prozession werden Fahnen der kirchlichen Gruppierungen und Vereine mitgeführt. Dabei gelten sehr klare Regelungen wer, wann, wie die Fahne hält, schwenkt, berührt.

Vorgänger von Fahnen und Flaggen sind Standartenformen, wie sie beispielsweise bei den Römern üblich waren. Aus diesem römischen Signum (Zeichen) entstanden die Stofffahnen. In der orthodoxen Kirche werden auch heute vorwiegend Standarten benützt (z. B. prapori). 

Sehr wahrscheinlich wurde erstmals in China Seide als Fahnenstoff eingesetzt und verbreitete sich noch in vorislamischer Zeit (frühes 7. Jahrhundert) bis in den Nahen Osten. Mit den Kreuzzügen gelangten die Fahnen in die westliche Welt. Es wird auch angenommen, dass der Beginn des Gebrauchs von Flaggen als Erkennungszeichen bei den Wikingern einsetzte. Im 12. und 13. Jahrhundert erschienen zunächst im Mittelmeer, dann in der Nordsee die ersten Flaggen auf Schiffen. Seit etwa dem späten 15. Jahrhundert wurde es allgemein üblich – etwas später sogar gesetzlich geregelt – auf See Flaggen zur Anzeige der Nationalität zu benutzen, die sich schließlich zu den heutigen Nationalflaggen entwickelten.
Die besonderen Symbole auf Fahnen haben auch mit der mittelalterlichen Heraldik zu tun. Ihr Ursprung liegt in dem praktischen Nutzen, Krieger auf dem Schlachtfeld zu erkennen. Im Laufe der Zeit entwickelten sich dabei strenge heraldische Regeln bezüglich Farben oder der sonstigen dekorativen Elemente. Mehr und mehr entstanden Abbildungen mit komplizierten, zum Teil allegorischen Szenen. Grundlage dafür bildeten zunächst Pflanzen (z.B. die Anjou-Lilie, das kanadische Ahornblatt), Tiere (Wappentiere wie Löwen, Bären, Adler, Schwäne, Kraniche, Strauße, Stiere …) oder Fabelwesen (Drache, Doppeladler). Die Tiere versinnbildlichen zumeist ihnen zugesprochene Werte wie Tapferkeit, Ausdauer oder Stärke, wobei nicht unbedingt Tiere gezeigt werden, die im jeweiligen Land vorkommen, wie zum Beispiel der Strauß im Bistritzer Wappen. Außerdem haben eine Vielzahl Arbeitsgeräte oder Handwerkserzeugnisse als typische Darstellungen auf Fahnen, insbesondere Zunftfahnen, Eingang gefunden. Ebenso wurden im christlichen Abendland sehr oft biblische Figuren oder Szenen symbolisch abgebildet.


Zunftzeichen heute
Zünfte gibt es schon sehr lange nicht mehr, jedoch existieren ihre Zeichen in der Art von Symbolen weiterhin. Sie finden sich häufig in abgewandelten Formen heute noch als Berufszeichen auf Firmenfahrzeugen, bei Inseraten von Firmen oder auf Firmenbriefbögen, manchmal auch auf Nasenschildern

Auf Versammlungen von Innungen werden diese Zeichen zum Teil auf Zunftflaggen gezeigt. Als Zunftzeichen verwendet man häufig symbolisierte Werkzeuge der jeweiligen Handwerke. Oft erkennt man sofort, um welches Handwerk es sich handelt (z.B. ein Hammer für den Schmied oder eine Brezel für den Bäcker), manchmal ist dies schwieriger, weil z.B. Schutzheilige oder Gestalten der antiken Mythologie für verschiedene Handwerkskategorien dargestellt werden. Dabei gibt es je nach Region und Tradition vielerlei Darstellungen. Die Zunftzeichen hatten ursprünglich nicht nur eine Bedeutung für das Verständnis der jeweiligen Zunft nach innen, sondern auch eine praktische Funktion nach außen. Sie dienten auch als Werbung oder als Zeichen für eine nicht vollständig alphabetisierte Gesellschaft, also für Menschen, die nicht lesen konnten oder für mehrsprachige Bevölkerungsgruppen. Anschauungsbilder übernehmen – wie z.B. auch bei den Klöstern in der Südbukowina (bzw. Nordmoldau) außen und in allen orthodoxen Kirchen innen - die Verständigung.

Weitere Zunftzeichen waren die Zunftlade oder Zunfttruhe sowie Tischzeichen in Wirtshäusern. Die Zünfte hatten spezielle Trinkgefäße aus Metall oder Keramik, ja sogar eigene Totenschilde und Bahrtücher. Auf Versammlungen gab es Zunftstäbe, Zunftkerzen und die schon erwähnten Zunftfahnen als Zeichen der jeweiligen Zunft. Diese Zunftzeichen und ihre Verwendung waren in ganz bestimmte strenge Regularien integriert. Beispielsweise durften in der Zeit, in der die Zunfttruhe geöffnet war, nur bestimmte Personen sprechen, und das Trinken und Essen war untersagt.


„Der Kaiser kommt!“

 


1852 war für Bistritz ein besonderes Jahr: Am 1. August besuchte der junge zweiunddreißigjährige österreichische Kaiser Franz Joseph I. während seiner 70 Tage dauernden Reise durch Ungarn und Siebenbürgen auch Bistritz.

Seit dem 14. August 1817, als Kaiser Franz I. mit seiner Gemahlin Carolina, Prinzessin von Bayern, aus der Bukowina kommend und 1825, als im Juli der evangelische Bischof Daniel Gräser auch in Bistritz weilten, hatte Bistritz nicht mehr so hohen Besuch.
Natürlich haben sich die Bürger und alle wichtigen Gremien der Stadt in besonderem Maße auf diesen Besuch vorbereitet. Man erwartete auch Zusagen des Kaisers bezüglich Geldforderungen an die Wiener Staatskanzlei nach hohen Verlusten während der Revolution von 1848/49.  Die damals noch relativ wichtigen Bistritzer Zünfte erneuerten aus diesem Anlass ihre Zunftfahnen. Damit huldigten sie sozusagen in festlichem Gewand auch als Zünfte ihrem obersten Gebieter aus Wien und bildeten von der Nieder-WalIendorfer Brücke bis in die Spitalgasse Spalier. „In der katholischen Kirche wohnte der Kaiser zunächst einem Gottesdienst bei und begab sich dann in das ihm im Thomae-Dekanischen (jetzigen Kelpischen) Hause in der Holzgasse bereitete Quartier, abends war die Stadt illuminiert, der geplante Fackelzug jedoch unterblieb auf Wunsch des ermüdeten jungen Monarchen, der schon in der Früh des folgenden Tages – nach Besichtigung des Militärspitals – unerwartet und ohne feierliche Verabschiedung die Stadt verließ. Die darüber enttäuschten Bürger – etwa 150 - verbrachten den Tag auf dem neuen Hattert im Weingärtnerschen Bienengarten.“
Bei der Herstellung der neuen Zunftfahnen war es unausweichlich, einerseits moderne Darstellungselemente inhaltlicher und dekorativer Art zu berücksichtigen und gleichzeitig im „Konkurrenzkampf“ mit den anderen Zünften, konkret mit den anderen Zunftfahnen möglichst gut auszusehen.
Die meisten aus wertvollen Materialien angefertigten Zunftfahnen enthalten aus diesem Anlass die Jahresangabe „1852“, manche Zunft ließ auf ihre Fahne den konkreten Anlass ihrer Neuanfertigung eintragen, im abgebildeten Beispiel der Kürschnerzunft „Erinnerung an den Einzug Sr. Majestät Franz Joseph I. den 31. Juli 1852“ (das Datum stimmt nicht, in Wirklichkeit war der Kaiser am 1. August angekommen) mit goldenem gesticktem Schriftzug auf hellbraunem seidenen Tuch.

Auf seiner Rundreise durch Ungarn und Siebenbürgen trifft Kaiser Franz Joseph I. am 1. August 1852 mit großem Gefolge in Bistritz ein; alle Zünfte waren mit ihren neuen, zu diesem Zweck gefertigten Fahnen ausgerückt und bildeten von der Nieder-WalIendorfer Brücke bis in die Spitalgasse Spalier; in der katholischen Kirche wohnte der Kaiser zunächst einem Gottesdienst bei und begab sich dann in das ihm im Thomae-Dekanischen (jetzigen Kelpischen) Hause in der Holzgasse bereitete Quartier, abends war die Stadt illuminiert, der geplante Fackelzug jedoch unterblieb auf Wunsch des ermüdeten jungen Monarchen, der schon in der Früh des folgenden Tages – nach Besichtigung des Militärspitals – unerwartet und ohne feierliche Verabschiedung die Stadt verließ. Die darüber enttäuschten Bürger – etwa 150 - verbrachten den Tag auf dem neuen Hattert im Weingärtnerschen Bienengarten.


Die Zunftfahne der Zimmerer von 1852
 


Die grüngraue Fahne der Zimmererzunft stellt im zentralen ovalen Medaillon aus Leinen, an den Rändern mit feiner heller Stickerei eingefasst, auf graublauem leicht geblümtem Untergrund auf der einen Seite wichtige Utensilien der Zimmerer dar: oben links ein Zirkel, daneben eine Hobel, rechts darunter ein Winkel, links mittig und unten ein Spitzhammer, darüber die Firstkelle, rechts daneben ein Senklot und unten ein Lineal. Die Holzteile bleiben braun, die Metallteile stechen mit ihrem blauen Farbton hervor. Üblicherweise fehlen bei den Insignien der Zimmerleute die Säge und die Axt nicht. Hier wollte man vermutlich eher die neueren Werkzeuge in Szene setzen.

Auf der anderen Seite der Fahne ist sehr deutlich im ähnlich erstellten Medaillon aus Leinen eine biblische Szene zu sehen. An einem blauen Schrak angelehnt, hält der heilige Josef, in ein blaues Gewand gekleidet auf einer purpurroten Decke das Christuskind auf dem linken Arm. In der rechten Hand hat er eine leuchtend weiß blühende Lilie. Die Madonnenlilie bzw. Josefslilie gilt als Symbol der Unschuld und Reinheit (sie sind auch auf französischen Königswappen wie auch im großen Bistritzer Wappen – drei goldene Lilien - zu sehen).
Der Hintergrund ist in einem relativ kräftigen hellblau mit zwei weißen Wolken gehalten.
Der Heilige Josef, Vater von Jesus und Bräutigam der Gottesmutter Maria, war von Beruf Zimmermann und gilt als Schutzpatron der Zimmerleute, Holzhauer, Schreiner, Wagner, der Handwerker, der Arbeiter und der Kirche allgemein (heute auch der Ingenieure, Totengräber, Ingenieure, Erzieher, Pioniere, Reisende und Verbannte, der Sterbenden)

Die Zunftfahne der Schuhmacher von 1852

 

Die Zunftfahne der Schuhmacher (der „Tschismenmacher“) zeigt auf der einen Seite in einem wappenartigen mit feiner Goldstickerei umrandeten Feld auf grünem Hintergrund in der Mitte oben einen weißen Schwan (sicherlich wird damit auf den Wappenvogel der Stadt Bistritz Bezug genommen). Aus dem roten Feld ergießen sich von oben sowie von links und rechts förmlich mehrere als stilisierte, dekorative, auf ihrer Rückseite weiß gestrichene Akanthus-Blätter. Das distelartige Akanthus-Blatt ist schon seit der Antike (Korinthisches Kapitell) ein wiederkehrendes Motiv in der Ornamentik. Im Zentrum, im wappenförmigen blauen Feld, ist sehr klar ein schwarzer spitzer Stiefel und darüber ein ebenfalls schwarzer spitzer Halbschuh als Produkte der Schuhmacher zu sehen. Darunter – ebenfalls in einem blauen Feld - ist deutlich das Jahr 1852 eingetragen.
Auf der anderen Fahnenseite findet sich in einem ebenfalls mit feiner Goldstickerei umrandeten Feld die Darstellung des für die Schuhmacher zuständigen Heiligen Crispinus. Sein Name ist im weißen Bereich unten deutlich zu lesen: „Sat. Krispinus“. Ein Jüngling, blau gekleidet mit rotem Umhang, in der rechten Hand ein güldenes Schwert (etwas undeutlich) und mit sehr deutlich sichtbaren braunen Stiefeln bekleidet, sitzt auf einem Hang. Im Hintergrund ist der blaue Himmel gemalt, aus dem konzentriert auf den Jüngling Sonnenstrahlen gerichtet sind. Dadurch wird seine Heiligkeit angedeutet. Wegen ihrer durch die Legende überlieferten Tätigkeit sind die Brüder Crispinus und Crispinianus die Schutzpatrone der Schuhmacher, Sattler und Gerber. Als Attribute tragen sie Schwert, Palme und Mühlstein als Märtyrer und Schuh, Schustermesser, Ahle oder Zange als Kennzeichen ihres Berufes.


Die Zunftfahne der Töpfer von 1852
Die dunkelblaue Fahne der Töpferzunft stellt im zentralen ovalen Medaillon aus hellem Leinen, an den Rändern mit feiner heller Stickerei eingefasst, auf hellem Untergrund auf der einen Seite im Zentrum einen braunen Keramiktopf auf grünem Blätterboden dar. Eingerahmt wird das zentrale Bild von zwei unterschiedlichen Blumengirlanden, die unten mit einer roten Schlaufe miteinander verbunden sind. Wie bei zahlreichen anderen Bistritzer Zunftfahnen von 1852 enthält das Bild eine sehr deutlich gezeichnete goldene Krone mit mehreren Blütenzacken, Edelsteinen und einem inneren roten Ring, an dem zwei hellblau gefärbte geschwungene Hörner herabhängen. Darunter stehen auf jeder Seite des braunen Gefäßes zwei goldene Löwen und halten sich an den beiden Topfgriffen fest.


Auf der anderen Seite der Fahne ist sehr deutlich im ähnlich erstellten Medaillon aus Leinen ein mit einem Goldrahmen versehenes Wappenfeld zu sehen, das in zwei Reihen vier dekorative Initialen (D. S. I. S. – vermutlich die Initialen des damaligen Zunftmeisters und seines Stellvertreters) und darunter die Jahreszahl „1852“ zeigt. Das Wappenfeld entspringt der gleichen Krone wie auf der anderen Fahnenseite, die weder der ungarischen Stephanskrone noch der österreichischen Habsburger Krone nachempfunden ist (eher der Krone des französischen Thronnachfolgers, des Dauphins der Dynastien der Valois und der Bourbonen).

Die Zunftfahne der Weber von 1852
Die dunkelgrüne Fahne der Weberzunft stellt im zentralen ovalen Medaillon aus hellem Leinen, an den Rändern mit feiner heller Stickerei eingefasst, auf hellem Untergrund auf der einen Seite im Zentrum drei deutlich erkennbare Weberschiffchen auf hellblauem Boden dar, darunter ist die Jahreszahl „1852“ in weiß deutlich lesbar. Eingerahmt wird das zentrale Bild von zwei unterschiedlichen Blumengirlanden, die unten mit einer roten Schlaufe miteinander verbunden sind. Wie bei zahlreichen anderen Bistritzer Zunftfahnen von 1852 enthält das Bild eine sehr deutlich gezeichnete goldene Krone mit mehreren Blütenzacken, Edelsteinen und einem inneren roten Ring, an dem zwei hellblau gefärbte geschwungene Girlanden herabhängen. Darunter stehen auf jeder Seite der Weberschiffchen zwei goldene Löwen und halten sich an den beiden Girlanden fest.
 
Auf der anderen Seite der Fahne ist sehr deutlich im ähnlich erstellten Medaillon aus Leinen ein mit einem Goldrahmen versehenes Wappenfeld zu sehen, das in den Ecken vier dekorative Initialen (S. T. D. S. – vermutlich die Initialen des damaligen Zunftmeisters und seines Stellvertreters) und im Zentrum den Bistritzer Strauß mit dem Hufeisen auf hellblauem Hintergrund. Das Wappenfeld entspringt der gleichen Krone wie auf der anderen Fahnenseite, die weder der ungarischen Stephanskrone noch der österreichischen Habsburger Krone nachempfunden ist (eher der Krone des französischen Thronnachfolgers, des Dauphins der Dynastien der Valois und der Bourbonen).

Mehrere der Zunftfahnen haben das Motiv dieser Krone, das Motiv der goldenen Löwen und das Motiv des Straußes aus dem Bistritzer Wappen verwendet.

Die Fahnenstangen sind aus Holz, die speerähnliche Spitze aus Messing zeigt beiderseits das Zunftwappen, der Griff ist mehrfach gerillt und unten mit einem Knauf versehen.

Zum mittelalterlichen Stadtfest 2012 im Juli und zum großen Kirchenfest 2013 im August ließ die Stadt insgesamt 15 repräsentative Zunftfahnen nachmachen und in die Ev. Kirche an den Ort hängen, wo sie jahrzehntelang in früheren Jahrhunderten hingen – eine Geste der Wertschätzung der großen Vergangenheit der Stadt Bistritz.


Größe der Bistritzer Fahnen im Schnitt, Anzahl, Aufbewahrung, Zustand
Auf der Homepage sind sie zu sehen: 29. Juli 2012 - Bistritzer Tage 13. - 15. Juli 2012 - Zunftfahnen sind zurück

 

Zunftwesen in Europa, Siebenbürgen und Bistritz

Zünfte gibt es in Europa ab dem 12. bis ins 19. Jahrhundert. Als erste Zünfte gelten die der Fischhändler in Worms (1107), der Schuhmacher in Würzburg (1128) und die der Weber in Mainz (1175). In Siebenbürgen entstanden die Zünfte praktisch nach dem Vorbild deutscher Städte und existierten in allen sächsischen Städten (z.B. Hermannstadt, Kronstadt, Schäßburg, Mediasch, Klausenburg im Mittelalter …). Die deutsche Bevölkerung war auch in Bistritz, wie in ganz Siebenbürgen, „Schöpfer und Bringer des Handwerks.“  Hermannstadt zählte 1376 19 Zünfte mit 25 Handwerken, zu gleicher Zeit Augsburg 16 Zünfte mit 20 Handwerken
„Wenn auch das handwerkliche Können und die Organisationsform der Zünfte von Bistritz wie im ganzen sächsischen Siedlungsgebiet Siebenbürgens aus der deutschen Heimat stammt, so hat sich dennoch die Entwicklung des Handwerks nach dem Vorbild der führenden sächsischen Handwerksorte Hermannstadt und Kronstadt vollzogen. Wanderer und Gesellen sorgten für die nötigen Verbindungen und Lernprozesse. Innerhalb der Zünfte gab es die Verpflichtung zur Wanderschaft

In Bistritz, das seit 1353 unter Ludwig I. Jahrmarktsrecht (Bartholomäusmarkt) besaß, war die Kürschnerzunft die älteste und in Siebenbürgen die erste urkundlich erwähnte Zunft. 1413 wurde der Kürschner (Pellifex) Andreas erwähnt . Die Zunft zählte im 15. Jahrhundert 48 Handwerker, einige von ihnen werden sogar zu Richtern gewählt . Am Gestühl der Evangelischen Stadtpfarrkirche befinden sich auch heute noch einige Erkennungszeichen dieser Zunft. Aus der Tschismenmacherzunft stammte eine der bedeutendsten Bistritzer Persönlichkeiten des 15.-16. Jahrhunderts, Andreas Beuchel (Haszy), sein Reaissancehaus steht heute noch. Er war Geschworener zwischen 1525-1526 und Richter im Jahr 1523

Es ist anzunehmen, dass ursprünglich in allen deutschen Gemeinden des Nösnerlandes handwerkliche Betätigung in einer gewissen Gleichartigkeit vorkam. Es folgt eine Sammlung des Handwerks in der Stadt, die auch handwerklicher Mittelpunkt wird. Die bäuerlich-handwerkliche Betätigung der Bürger verschiebt sich unaufhörlich auf die Seite des Handwerks, ohne dass die landwirtschaftliche Betätigung von einer großen Zahl der Bürger vollständig aufgegeben wurde. So wuchsen die einzelnen Handwerkszweige allmählich organisch in Zünften zusammen, sobald die entsprechende Zahl und die wirtschaftliche Notwendigkeit dafür vorhanden waren. Es könnte sein, dass einzelne Zünfte noch vor 1400 bestanden, die Zusammenfassung der wichtigsten Handwerke in Zünften dürfte jedoch erst im 15. Jahrhundert erfolgt sein
In diesem Jahrhundert entwickelten sich einige Gewerbe, die später zu bedeutenden Zünften werden. Eine davon war die Zunft der Riemer (Familie Riemer, Corrigiator, urkundlich erwähnt in den Jahren 1412-1529) und der Sattler (Familie Sattler)

Abhängig von der wirtschaftlichen Lage der Stadt schwankte die Zahl der Bistritzer Zünfte zwischen 22 und 25. Die wirtschaftlich stärksten Zünfte waren: die Fleischer-, Bäcker-, Lederer-, Gerber-, Tschismenmacher-, Schmiede-, Kürschner-, Handschuhmacher-, Messerschmiede-, Kittelmacher-, Hutmacher-, Seiler-, Wollweber-, Leinenweber-, Fassbinder-, Töpfer-, Schneider- und Beutlerzunft. Als die Nachfrage aus Siebenbürgen, der Walachei und der Moldau nach Wertgegenständen aus diesem edlen Metall zunahm, bildeten die Goldschmiede im 15. Jh. eine Zunft. Bedeutend war daneben die Fleischerzunft, deren Wappen ebenso wie das Wappen der Wagnerzunft am Gestühl in der Evangelischen Stadtpfarrkirche erscheint, aber auch am Haus mit den Löwen in der Ungargasse Nr. 8 (Nicolae-Titulescu-Straße). Eine Zunftlade der Wagner wird im Kreismuseum der Stadt Bistritz aufbewahrt.  Die Fassbinderzunft, deren Wappen ebenfalls am Gestühl in der Evangelischen Stadtpfarrkirche zu sehen sind, hielt den Fassbinderturm instand, der sich an der südlichen Seite der mittelalterlichen Stadt befand und als einziger noch da steht.

Was ist eine Zunft?
Im Geschichts-Lexikon wird knapp festgehalten, dass sich in den mittelalterlichen Städten Handwerker jeden Gewerbes zu „Unterstützungsvereinen“ zusammen geschlossen haben, denn oft waren Alte, Witwen, Waisen oder Kranke unversorgt. „Das christliche Gebot der Nächstenliebe wurde hier von einer Gruppe für ihre Mitglieder in die Praxis umgesetzt.“ Gemäß dieser christlichen Ethik sollten alle Meister gleich viel arbeiten und in etwa gleich viel verdienen. Man lebte also in einer klar festgelegten Ordnung. Nun gab es sicherlich auch Zunftgenossen, die intelligenter oder fleißiger oder geschickter waren oder einfach nur mehr Glück hatten als andere. Um die angestrebte Gleichheit zu gewährleisten, regelten die Zünfte ganz genau Ausbildung, Arbeitszeit, Zahl der Lehrlinge und Gesellen eines Meisters. Sie stellten hohe Anforderungen bei Gesellen- und Meisterprüfungen, setzten Preise fest, kontrollierten die Güte der Arbeit und sogar die Tadellosigkeit der privaten Lebensführung. Wenn nun ein Meister mehr verdiente als die anderen Meister, dann durfte er so lange keinen neuen Auftrag annehmen, bis die anderen auch genug verdient hatten. Verstieß ein Meister gegen diese Regel, wurde er verwarnt, kam es ein zweites Mal vor, wurde seine Werkstatt demoliert, er aus der Zunft ausgestoßen und musste sehn, wie er in einem anderen Beruf zurechtkam. Dies klingt heute absurd, war damals die strenge Regel. Mit solchen Regeln wurde zwar der Lebensstandard der Meister gesichert jedoch der wirtschaftliche und technische Fortschritt blockiert. Die Ideen der Aufklärung, des Liberalismus und der unaufhaltsame technische Fortschritt verlangten Gewerbefreiheit und freien Wettbewerb, so dass zunächst in West- und Mitteleuropa etwa ab 1800 (in Siebenbürgen erst nach 1848) die Zünfte trotz heftiger Gegenwehr allmählich aufgelöst wurden. 1859/60 tritt in Siebenbürgen die neue Gewerbeordnung in Kraft, durch die einerseits die Zunftordnungen zurückgedrängt und die freiheitlichen Gewerbebestimmungen gestärkt werden. Durch das Gewerbegesetz von 1872 wurde die alte Zunftordnung endgültig aufgelöst. Binnen drei Wochen mussten alle Zünfte sich zu Genossenschaften umorganisieren. Das neue Gesetz stand auf dem Standpunkt der Gewerbefreiheit und forderte die Beseitigung aller die freie Entwicklung hindernden Fesseln. Dieser Forderung entsprachen auch die Zünfte. Die Vorsprachen von Zunftrepräsentanten aus dem ganzen Reich in Wien brachten keine Rücknahme der neuen Bestimmungen.  Gewohnheitsmäßig bleiben rein äußerlich weiterhin etwa bis in die 1890er Jahre Zunftbräuche, insbesondere bei traditionellen Feiern werden natürlich noch immer voller Stolz die Zunftinsignien, in besonderem Maße die Zunftfahnen, gezeigt, geführt, zur Schau gestellt. Otto Dahinten fasst zusammen: „Die Entwicklung des siebenbürgischen Zunftwesens ist mit jener des deutschen Mutterlandes stets parallel gegangen. Es hat die gleichen Zeiten der Blüte und des Verfalls durchlebt und ist schließlich an der gleichen Entwicklung des politischen und wirtschaftlichen Lebens im 19. Jahrhundert zu Grunde gegangen.“ 

Ordnung und Unterwerfung
Als Beispiel für die Klarheit der Artikel einer Zunftordnung ist im Folgenden der Beginn der Artikel der Bistritzer Seifensiederzunft -vom Jahre 1567 abgedruckt: „Der erst artikel wehr ihnen onnser Zech tretten will, onnser Hantwerk zu lernen, der soll Lehrjar Dienenn Zwei Jar, onnd soll ihnn Die Zech geben fl 3 onnd denn Meisternn ein mal onnd das mal soll der Meister dem der Dienst wirtt Die hellft bezalen, onnd wenn er hat aussgedient so soll ihm der meister geben ein kleidt vor fl 1….“ (Aus dem Entwurf der Bestätigungsurkunde im Mag. Prot. 1561 - 72, S. 91 - 93 unter Richter Gregor Daum.)

Diese klare strenge Ordnung in allen Lebensbereichen der Handwerker und der Stadtgemeinschaft als Ganzes (bis zur festgelegten Sitzordnung in der Kirche bzw. Begräbnisordnung) äußerte sich vielfältig. Sie galt im Prinzip auch überregional. In Hermannstadt z.B. fanden in späteren Jahrhunderten regelmäßig „Universitätstagungen“ der Zünfte statt. Von hier gingen für alle in gleicher Weise bindende Beschlüsse für die Handwerkspolitik und die innere Ordnung der Zünfte aus.

Die Zunftordnungen, die anfangs nur dem Zwecke dienen sollten, den Zunftmitgliedern ein sicheres und ausreichendes Einkommen zu gewährleisten, wurden im Laufe der Zeit durch den Einbau einschränkender Bestimmungen bald ein Hemmschuh für die Entwicklung der Zunftmitglieder und später für das ganze Handwerk. Das Bestreben, Nichtzünftige vom Handwerk fernzuhalten und die Zunftmitglieder untereinander gleich zu machen, erzeugte zahlreiche Spannungen unter den eigenen Zunftbrüdern und Reibungen und Streitigkeiten, ja sogar lang¬wierige Händel mit verwandten Zünften.
So führten beispielsweise die Bistritzer Schuster und Lederer im 16. Jahrhundert einen Prozess, der im Berufungswege bis vor den König gebracht wurde. Es handelte sich darum, daß die Lederer vor dem Bistritzer Rat am 9. November 1512 gegen die Schuster klagten, daß diese nicht nur für den eigenen Bedarf Rohhäute ausarbeiteten, sondern solche auch verkauften und damit die Lederer schwer schädigten. Dem gegenüber beriefen sich die Schuster auf ihr altes Recht, das ihnen niemals streitig ge¬macht worden sei (BR 609a, 644a, 681a).  Auf diese Art hinderten auf allen Seiten kleinlicher Geschäftsneid und engherzigste Auslegung der Zunftvorschriften Wandel und erzeugten Gehässigkeiten selbst unter den sächsischen Schwesterstädten. Denn Druck erzeugt Gegendruck und nirgends kam dieser so schonungslos zur Anwendung wie in der Blütezeit des Zunftwesens.

Überraschenderweise waren im Laufe der Zeit nur ein Bruchteil der Betriebsinhaber eigene Söhne oder Bürger aus der eigenen Stadt: durch die geforderte Wanderschaft ergaben sich immer wieder neue Situationen, man blieb irgendwo und wurde mit der Zeit Nachfolger des Meisters

Zünfte als Stadtarmee

Im Jahre1533 bestanden in der Stadt 16 Zünfte, und zwar die der Kürschner, Schneider, Lederer, Weißgerber, Ei¬senschmiede/Schlosser, Schuster, Riemer, Sattler, Töpfer, Fassbinder, Leinweber, Goldschmiede, Fleischer, Bäcker, Tuchweber und Seiler.
Im Jahr 1761 gab es in Bistritz fast doppelt so viele Zünfte: Messerschmiede, Tischler, Töpfer, Leinweber, Seiler, Zimmerleute, Schmiede, Riemer, Wagner, Binder, Hutmacher, Schlosser, Maurer, Barbierer (Bader) Kampelmacher (= Kamm), Schuster, Schneider, Zinn-Gießer, Drechsler, Irrger (Beutelmacher), Fleisch-Hacker, Goldschmiede, Lederer, Kupferschmiede, Seifensieder, Kürschner, Knopfstricker, Sattler.  Alle stellten auch ein gewichtiges städtisches Verteidigungspotenzial dar.

Bistritz war ab Mitte des 15. Jh. gänzlich von Mauern, Türmen, befestigten Toren, Wassergräben und Teichen umgeben, um die feindliche Artillerie fernzuhalten. Die vornehmste Pflicht eines jeden Stadtbürgers war die Wehrpflicht in Kriegszeiten. Jeder wehrhafte Mann war verpflichtet, im Ernstfall mit Leib und Leben an der Verteidigung seiner Vaterstadt mitzuwirken. In diesem mittelalterlichen Wehrsystem spielten die Zünfte eine wichtige Rolle, weil ihnen die bedeutsamsten Abschnitte der Ringmauern, der Tore und Türme zur Verteidigung zugewiesen waren. Keineswegs zufällig haben die Türme, Tore oder Straßen der mittelalterlichen Stadt Namen aus dem Bereich des Handwerks.

Zur Zeit von König Matthias Corvinus (1458-1490) verteidigten das Holztor die Lederer, das Ungertor die Schuster und das Spitteltor die Kürschner. Zwischen Holztor und Ungertor lag der Riemerturm gegenüber der Mauermühle am oberen Ende der Reußgasse, der Wagnerturm über dem Krottentor und der Fassbinderturm, der einzige heute noch stehende Wehrturm der Stadt. Zwischen Ungertor und Spitteltor befand sich kein Turm in der Stadtmauer. Vom Spitteltor weiter kam der Seilerturm, der Tischlerturm, der Goldschmiedeturm und der Fleischerturm, der das Fleischertürchen schützte, das gegen den Burgberg führte. Es folgte dann der Sattlerturm, der Schmiedeturm und schließlich der Schneiderturm oder feste Turm in der alten Burg, der etwas innerhalb der Ringmauer stand, die ja bei der Befestigung der Stadt hier nicht neu gebaut wurde, sondern die alte unregelmäßig geformte alte Burgmauer benutzt wurde
Natürlich hatten nur die stärksten Zünfte ganze Mauerabschnitte oder Tore zu verteidigen; die an Mit¬gliedern schwächeren Zünfte mussten gemeinsam am Wehrdienst mitwirken.

Handwerksgesellen unterwegs
Eine der wertvollsten Bestimmungen der alten Zunftordnungen war die vorgeschriebene Wanderzeit, die den Gesellen zwang, auch außerhalb seiner engeren Heimat Erfahrungen und Kenntnisse zu sammeln. Dadurch wurde wenigstens teilweise der allzu schnellen Verknöcherung der Zünfte gegengesteuert, die durch die sonstigen Bestimmungen der Zunftordnungen zwangsweise herbeigeführt wurde. Diese vorgeschriebenen Wanderungen sorgten auch für einen steten Kontakt mit dem Mutterland.

Der Verlauf einer solchen Wanderschaft läßt sich an dem Wanderbuch des Bistritzer Rotgerbergesellen Samuel Gottlieb GLANDSCHECK verfolgen, der von März 1821 bis Mai 1825 mit einer Unterbrechung von einem Jahr und 9 Monaten, die er in Bistritz arbeitete, auf der Wanderschaft war. Das sind insgesamt 2 Jahre und 4 Monate. Er wurde am 12. Januar 1833 als Meister in die Ledererzunft aufgenommen.

Brauchtum, Frohsinn, Gemeinschaft
„Die sieben wichtigsten Komponenten des Zunftwesens betrafen die Lehre, die Aufnahmebedingungen, das Satzungsrecht, die Gerichtsbarkeit, die eigenverantwortliche Vorstandswahl, die Unterstützung im Krankheitsfall und das Bruderschaftswesen der Zünfte.“  Durch ihr Bruderschaftswesen und ihrem eigenen ausgefeilten Bestand an Standeszeichen und Standesinsignien haben sich die Zünfte im Lauf der Jahrhunderte sowohl zu einem wichtigen Pfeiler der bestehenden Wirtschaftsordnung als auch der und Gesellschaftsordnung entwickelt. Neben Zucht und Ordnung gab es im Rahmen der Zünfte auch manche Gelegenheit zur Lustbarkeit, zu organisierter Geselligkeit. Brauchtum fördert die Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl und schafft Vertrautheit, Kultur.  In dieser Hinsicht unterschieden sich die einzelnen Zünfte durch verschiedenartige Bräuche. Glänzend waren etwa die Aufzüge der Bruderschaften, wenn sie die Lade zum neugewählten Gesellenvater trugen oder wenn sie ihre Feiern durchführten. Vor der Lade wurde meist von „Engeln“, d.h. von Kindern oder jüngeren Gesellen in weißen Kleidern, die mit Blumen und Bändern geschmückt waren, das Wappen getragen. Die jährlichen Hauptzunfttage (Rechnungslegung und Neuwahlen) schlossen mit frohen Mählern und anschließendem Tanz für die Jugend, Bräuche, die sich zum Teil bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jh. erhalten haben. Manche wurden sogar nach der gesetzlichen Auflösung der Zünfte weiter geführt.
Diese gemütvollen Feiern verdeckten die heftigen Eifersüchteleien und Kämpfe gegen diejenigen, die sich an die Zunftordnung nicht hielten, nicht. Auch gegeneinander wurden die Interessensgebiete der einzelnen Zünfte abgegrenzt und eifersüchtig bewacht. Reibungen, Streitfälle waren fließend.
Die großen Aufmärsche der Zünfte und Bruderschaften bei Prozessionen sind inzwischen größtenteils Geschichte. Doch die sichtbaren Zeugnisse dieses religiösen und gesellschaftlichen Lebens und des farbenfrohen Prunkes der Handwerksleute und Vereine – wie 1852 in Bistritz - sind in manchen Bräuchen oder in Museen – in Bistritz auch in der Ev. Kirche - auch heute noch zu sehen.

Horst Göbbel


1) http://de.wikipedia.org/wiki/Fahne

2) Kirchenfahnen oder praporii: Kirchenfahnen oder praporii  (prapurii) sind Objekte der Anbetung in den orthodoxen Kirchen, die wir gewohnt sind, sie bei Beerdigungen, Wallfahrten und Prozessionen zu sehen. Diese Kirchenfahne trägt  als Nachfolger der byzantinischen Kampfflagge Labarum (Das Labarum war die Hauptheeresfahne der spätantiken römischen Armee seit der Zeit Kaiser. Das Labarum bestand aus einer langen goldenen Lanze mit einem Querbalken, von welchem ein Schleier niederhing. An der Lanze darüber waren drei Bildnisse des Kaisers und seiner beiden ältesten Söhne befestigt. Am oberen Ende befand sich das von einem Kranz umrahmte Christusmonogramm:  griechisch Χ (Chi) und Ρ (Rho) für CHRistos (ΧΡΙΣΤΟΣ oder Χριστός  ). Das Labarum versinnbildlichte damit auch den sakralen Hintergrund der kaiserlichen Herrschaft in der Spätantike.) das Zeichen des Heiligen Kreuzes oder ikonographische Darstellungen, ist ein Symbol des geistigen Kampfes zugleich auch des Sieges des Guten über das Böse. Die Kirchenfahne als Kultobjekt und der Anbetung, hat seinen Ursprung in der Verbindung des Labarums der römischen Legionen mit der christlichen Ikone. Sie hatte lange Zeit eine enge Verbindung mit der Kampfflagge, beide wurden in der Kirche aufbewahrt und zu Prozessionen während der großen Feiern getragen. Die Fahne wurde ursprünglich aus teuren Stoffen mit gesticktem Ikonen- Symbol aus Gold-und Silberfäden hergestellt. Derzeit ist die Kirchenfahne aus einem Stück Stoff, etwa einen Meter lang und 60 cm breit oder größeren Abmessungen hergestellt und auf einem Holzständer, einer T-förmigen Stange, die ein Kreuz auf der Spitze hat, fixiert. Auf dieser Leinwand findet man Bildnisse von Heiligen: die des Erlösers, der heiligen Engel, kaiserliche Feste, die Ikone der die Kirche geweiht ist …
Steagurile bisericești sau praporii: Steagurile bisericești ortodoxe sau praporii (prapurii) sunt obiecte de cult păstrate in biserici, pe care ne-am obișnuit să le vedem purtate la înmormântări, la pelerinaje si procesiuni. Praporul este urmașul steagului de luptă bizantin numit Labrum (Labarum a fost steagul armatei principal al armatei romane târzii din vremea împăratului Constantin. Labarum constă dintr-o suliță lungă de aur, cu un bar de cruce, de care atârna un voal mov. La lance au fost fixate trei portrete ale împăratului și doi fii mai vârstnici. La partea de sus al suliței se afla o monogramă a lui Christos  cu Χ (chi) și Ρ (Rho) pentru Christos (ΧΡΙΣΤΟΣ sau Χριστός înconjurată de o coroană). Labarumul simboliza astfel fondul sacral al puterii imperiale în antichitatea târzie. Acest steag poartă pe el semnul Sfintei Cruci sau reprezentări iconografice, este un simbol al luptei duhovnicești și totodată al biruinței binelui. Praporul ca obiect de cult, a rezultat din asocierea labarumului legiunilor romane cu icoana creștină. Acesta a avut multă vreme o existență legată în mod direct de cea a steagului de luptă, ambele având ca loc de depozitare biserica și participând împreună la procesiunile organizate cu ocazia marilor sărbători. Steagul era confecționat inițial din materiale textile scumpe, cu icoana brodată cu fire de aur și argint. În prezent, steagul bisericesc este confecționat dintr-o bucată de pânză, aproximativ de un metru lungime și 60 cm lățime sau de dimensiuni și mai mari, fixată pe un suport de lemn, o prăjină in forma de T, care are in vârf o cruce. Pe această pânză se pictează chipuri sfinte: Mântuitorul, Îngeri sfinți, Praznice Impărătești sau icoana hramului bisericii.
 7) Die folgenden Ausführungen orientieren sich auch am Band Bistritz- Geschichte, Menschen und Kultur, Bistritz 2011, p. 41ff
8) Traugott Schwab: Zunftgeschichte der Stadt Sächsisch Reen, Archiv des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde, 50. Band, 2.+3. Heft, Herausgegeben von Karl Kurt Klein, Bistritz 1944, S. 499
9) Walter Myß (Hrsg.): Lexikon der Siebenbürger Sachsen, Wort und Welt Verlag Thaur bei Innsbruck 1993, p. 174
10) Traugott Schwab, op. cit., p.502
11) P. Zimmermann, Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Hermannstadt, 1892, p. 570-571. Otto Dahinten äußert in Geschichte der Stadt Bistritz in Siebenbürgen, Neuauflage Böhlau Verlag Köln, 1988 dazu: Die als erste genannten Bistritzer Zünfte - die älteste Erwähnung in Siebenbürgen überhaupt - sind die der Fleischhauer und Tuchmacher, deren Streit König Ludwig I. 1361 (UB '81/82) entscheidet. Die Artikel der Bistritzer Leinweberzunft gehen auf das Jahr 1505, die der Schlosser auf 1516 zurück. Die Zünfte selbst sind wahrscheinlich wesentlich älter.
12) Konrad G. Gündisch, Patriciatul orăşenesc medieval al Bistriţei până la începutul secolului al XVI-lea, în File de Istorie, IV, 1976, p. 181-191.
13) Ibidem.
14) Traugott Schwab, op. cit. p. 500f
15) Konrad Gündisch, op.cit. p. 184
16) P. Zimmermann: Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenburgen, l, Sibiu, 1892, p.449-453.
17) Breslele transilvanene (sec.XIV-XIX), Cluj-Napoca, 1997, p. 34
18) Heinrich Pleticha (Hrsg): Geschichts-Lexikon, Cornelsen-Verlag, Frankfurt am Main 1991  
19) Traugott Schwab, op. cit. p. 512 f
20) Otto Dahinten: Geschichte der Stadt Bistritz in Siebenbürgen, Neuauflage Böhlau Verlag Köln, 1988, p. 447
21) Otto Dahinten: op. cit. p. 447
22) Traugott Schwab, op. cit. p. 504
23) Otto Dahinten: op. cit. p. 448
24) Knut Schulz: Handwerk, Zünfte und Gewerbe. Mittelalter und Renaissance, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft,  2010 S. 50
25) Otto Dahinten: op. cit. p. 448
26) Otto Dahinten: op. cit. p. 449
27) Otto Dahinten: op. cit. p. 452
28) Knut Schulz: Handwerk, Zünfte und Gewerbe. Mittelalter und Renaissance, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft,  2010 S. 49
29) Traugott Schwab, op. cit. p. 506