Im Unterschied zu manchen unserer bereits früh säkularisierten Landsleute spricht aus allen Gedichten von Michael Wolf sein fester Glaube an das Erlösungswerk unseres Heilandes, Jesus Christus. So in seinem Gedicht ...

 

Karfreitag

Wiesenglück und Sonnenglanz fangen an zu klagen –

schweigend steht der Waldeskranz, Wind will Wehes sagen.

 

Dunkel steigt das Kreuz empor, losem Spott ein Zeichen,

komm mit mir, o Mensch, vor's Tor, sieh den Herrn erbleichen.

 

Niemals ward in seinem Mund ein Betrug erfunden,

und doch ist er weh und wund an das Kreuz gebunden.

 

Deine Schuld ans Kreuz ihn schlug! Kannst du dies verstehen?

Durch die Schmerzen, die er trug, darfst du ledig gehen.

 

Komm und schau ihm ins Gesicht, das der Schmerz verdunkelt –

über dem kein helles Licht, kein Erbarmen funkelt.

 

Während ihn das Leid umspinnt wähnt er sich verlassen,

bis des Vaters Hände lind ihn im Tod umfassen.

 

Mensch, vor diesem Opfergang neig in Staub dich nieder!

Was der Heiland dir errang, raube ihm nicht wieder.

 

Sieh, er hat mit blutgem Schweiß dir das Heil erworben,

dich erkauft mit teurem Preis, ist für dich gestorben.

 

Dunkel steigt das Kreuz empor, losem Spott ein Zeichen.

Komm, o Mensch, mit mir vor's Tor, sieh den Herrn erbleichen.

 

Neben Glauben und Kirche nimmt die Heimat, das dörfliche Leben, die wundervolle Windauer Volkstracht in seinen Gedichten viel Raum ein. Dabei bleibt sein Blick nie an der Oberfläche haften. Dafür sprechen mehrere Beispiele. Im folgenden Gedicht reflektiert Wolf den Einfluss, den sein Dorf auf ihn selbst und sein Werk hat ...

 

Meine Heimat

Und gabst du mir auch so viel Hartes nur, ich lieb dich doch, du heil'ge Ackerflur.

Du Ewige, um die mein Schicksal kreist, ich bin dir verschwistert und verschweißt.

 

Dich hat mir Gott als Heimat zugedacht, mit Baum und Wolken, Tag und kurzer Nacht;

mit Berg und Wiesen, dunklem Tann und Tau, mit Hof und Zaun und weichem Mund der Frau.

 

Ich liebe dich, du heil'ge Ackerflur – doch fühlt mein Herz, du bist nicht Heimat nur!

Du bist das Maß und aller Dinge Sinn, du Mütterliche, der ich hörig bin.

 

Mein Glaube wuchs, wenn auch die Hände schwach, nichts war so mächtig, das dich mir zerbrach.

Nicht sinnlos scheint mir mehr, was ich durchlitt. Du gabst den Kampf mir in das Leben mit.

 

Ob ich vollende, was ich froh begann? Ob Frucht auch wird, was kühn erträumt der Mann?

Ich weiß es nicht, ich weiß nur das allein: wie Gott es will, wird meine Ernte sein.