wir-noesner-siebenbuergen-stadtfest-1105770 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung.

 

Auch in diesem Jahr wurde das Bistritzer Stadtfest vom 15. bis 17.  Juli 2011 groß gefeiert. Das Bürgermeisteramt hatte eingeladen, und Vertreter der Partnerstädte aus Zielona Gora (Polen), Herzogenrath (Deutschland) und Aquila (Italien) waren angereist. Ganz besonderer Beachtung erfreute sich die Delegation der HOG Bistritz-Nösen e.V., vertreten durch die Vorstandsmitglieder Günter Klein, Michael Weihrauch und Dr. Hans Georg Franchy.

 

Bürgermeister Teodor Ovidiu Creţu betonte einmal mehr, dass die Siebenbürger Sachsen die Begründer und Erbauer der Stadt Bistritz waren, und die jetzt in Bistritz Lebenden in der Pflicht stehen, das hinterlassene Erbe zu pflegen und zu bewahren. Er unterstrich, dass er es für ganz wichtig halte, die guten Beziehungen zwischen Stadtverwaltung und im Ausland lebenden Bistritzern zu pflegen, ja zu institutionalisieren, damit diese Beziehungen dauerhaft bleiben.

 

Symposium

Feierlich wurden die Festtage im Ratssaal eröffnet, zahlreiche Grußworte hochrangiger Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur boten einen angemessenen Rahmen. Das Thema des Symposiums, das im Rahmen der Festtage stattfand, war der „Bedeutung des Tourismus für die Entwicklung der Städte in Europa" gewidmet.

 

Günter Klein, freischaffender Historiker, hielt einen eindrucksvollen Vortrag über die Bistritzer Sektion des Siebenbürgischen Karpatenvereins (S.K.V.) und die Anfänge des Tourismus im Kreis Bistritz-Nassod im Zeitraum 1881-1944. Dieser Vortrag wurde wirkungsvoll mit Bildern von alten Postkarten und Fotos untermauert. Viele der Anwesenden hörten zum ersten Mal von den umfangreichen Tätigkeiten des Siebenbürgischen Karpatenvereins im Rodnaer- und Kelemengebirge.

 

Ausstellung im Kreismuseum

Das Symposium wurde durch eine Ausstellung im Kreismuseum mit Bildern aus Luftkurorten in Siebenbürgen um die Jahrhundertwende vom 19. - 20. Jahrhundert ergänzt. Es folgte die Besichtigung einer interessanten Fotoausstellung des Amateurfotografen Mircea Calu. In der Ausstellung waren Bilder von Gebäuden zu sehen, die vor ca. 100 Jahren aufgenommen wurden und parallel dazu ein aktuelles Foto aus dem gleichen Blickwinkel. Es war deutlich erkennbar, dass im alten Stadtkern vieles noch so erhalten geblieben ist, wie es vor hundert Jahren war.

 

Fotoausstellung zu den Werken von Emil Cioran

Am Nachmittag wurde eine Fotoausstellung zu Werken des bedeutenden in Frankreich verstorbenen rumänischen Schriftstellers und Philosophen Emil Cioran in der ehemaligen Synagoge gezeigt und fachmännisch kommentiert. Die Synagoge wurde in letzter Zeit aufwendig renoviert und dient als Konzert- und Ausstellungsraum.

 

Open Air "Mozart - Rock"

Ein heftiges Gewitter führte zu einer willkommenen Abkühlung. Nach tagelangen Temperaturen von über 30 ° C kam der ersehnte Regen, drohte jedoch das Open Air Konzert in der Fußgängerzone in der Holzgasse platzen zu lassen. Der Himmel hatte jedoch ein Einsehen mit den Organisatoren, nur wenige Tropfen am Anfang störten. Geboten wurde ein Konzert mit klassischer Musik und Gitarrenbegleitung unter dem Motto „Mozart –Rock". Es war eine gelungene Mischung, die vor allem bei den jugendlichen Zuhörern gut ankam. Etliche tausend Besucher waren trotz anfänglichen Regens in die Fußgängerzone gekommen. Man muss feststellen, dass in Bistritz immer wieder niveauvolle Kulturveranstaltungen organisiert werden.

 

Volksmusik & Volkstanz

Freunde der Volksmusik und des Volkstanzes kamen auch auf ihre Kosten, mussten dafür aber nach Heidendorf auf den Festplatz, der unter der Bezeichnung Heidenfeld mittlerweile große Akzeptanz gefunden hat. Dort feierten drei Tage lang zigtausend Bistritzer bei Mici und Bier. Die mechanischen Vergnügungseinrichtungen, Ringelspiele für Jung und Alt, verschiedene kleine Glücks- und Fertigkeitsspiele und die kleinen Kanarienvögel, die immer noch Horoskopzettel für Mann und Frau ziehen, durften auch nicht fehlen.

 

Das offizielle Gespräch

Im offiziellen Gespräch mit den Vertretern der HOG erörterte Bürgermeister Creţu einige Schwerpunkte der Arbeit der Bistritzer Stadtverwaltung. Es wurden Sozialwohnungen für sozial schwache Familien in Heidendorf gebaut. Zudem ist beabsichtigt, die vor Jahren dort angesiedelten Zigeuner, aus der mittelalterlichen Innenstadt umzusiedeln.

 

Projekte

Im Rahmen eines noch in diesem Jahr umsetzbaren Projekts, dessen Finanzierung mit Förderungsmitteln aus dem EU-Topf gesichert ist, sollen alle 22 mittelalterlichen Gässchen der Innenstadt saniert werden. Ebenso soll die Umgestaltung der Promenade erfolgen. Die 1862 mit 200 Rosskastanien angelegte Promenade ist völlig überaltert, und nur noch wenige dieser Kastanien sind vorhanden. Der Park soll vergrößert werden und zwei neue Fußgängerbrücken über den Bistritzfluß das Naherholungsgebiet erweitern. Nicht zuletzt hofft man, auch das Gebäude des ehemaligen Gewerbevereins mit 4.000.000,- Euro rundum zu sanieren. Auch das Haus mit dem Metzgerwappen in der Ungargasse soll nun endlich restauriert werden. Als größtes Projekt unter dem Titel „Wonderland" soll unter dem Hahnenberg ein großes Freizeit- und Sportzentrum errichtet werden.

 

Die Mitglieder der HOG Delegation waren positiv beeindruckt von den Vorhaben und wünschten der Stadtverwaltung viel Erfolg bei der Umsetzung. Als kleines Erinnerungsgeschenk wurde dem Bürgermeister das Buch von Martin Rill und Georg Gerster „Siebenbürgen im Flug" überreicht. Ihrerseits erhielten die HOG Vertreter kleine aus gebranntem Ton hergestellte Vogel-Strauß-Figuren, dem neuen Maskottchen der Stadt Bistritz sowie Krawatten mit dem neuen Touristiksiegel der Stadt.


Autoren: Dr. Hans Georg Franchy & Günter Klein

Foto: Mihai Rusti